Das Thema des Theologen - seit fünf Jahren Direktor der Evangelischen Akademie Loccum: „Reformation zwischen Bildersturm und Lutherschokoladenkugeln - Anmerkungen zur evangelischen Lust am Aufhängen, Abhängen und Tieferhängen von Bildern.” Nachdem das Auditorium bei einem Zitat des Dichters Jean Paul eingangs durchaus intellektuell gefordert war (ein großer Mann fände „kein Vorbild, kein Nachbild und auch kein Ebenbild”), kristallisierte sich dann doch bald zunehmend schemenhaft ein nachvollziehbarer Tenor heraus: Dass Bilder in sehr vielen Fällen mit kritischer Obacht zur Kenntnis genommen werden sollten. Platons Kommentar, „Malerei nähre zwar den gefühligen Teil der Seele, erdrossele aber gleichzeitig deren vernünftigen Teil”, brachte die meisten Zuhörer in diesem Sinn offensichtlich auf die rechte Spur. Dr. Stephan Schaede wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass gerade Bilder mit historischen Sujets mit besonderer Vorsicht zu genießen seien - wie die bekannten Portraits von Luther und Calvin etwa. Was aber die Gegenwart anbelange, da sei eine andere Art kritischer Aufmerksamkeit angebracht: „In diesen Tagen,” so Schaede, „sind wir vielen Bildern ausgesetzt - Bildern von Stacheldraht, Bilder von Menschen auf der Flucht - „die wir uns zumuten sollten, damit wir die Katastrophen dieser Welt nicht verschlafen und bei ihrer Bewältigung mitwirken können.” Auch wenn Superintendent Andreas Kühne-Glaser am Ende eingestand, dass er angesichts der erschlagenden Bilderflut in den Zeitungen gelegentlich dazu neige, die Augen zu schließen, empfahl Dr. Stephan Schaede nachmalig, mit den optischen Informationen selektiv umzugehen und legte den Gästen bei Reformations-Empfang ein Goethe-Zitat besonders ans Herz: „Dummes aber, vors Auge gestellt, hat ein magisches Recht. Weil es die Sinne gefesselt hält, bleibt der Geist ein Knecht.” Foto: km