RODENBERG (jl). Zum Abschluss des diesjährigen Programms haben die Kulturkirche-Besucher einen ganz besonderen Abend erlebt. Zum einen, weil die Künstler der Band „Sounds and Grooves” nicht auf der „Bühne” vor dem Altar spielten, sondern im Sinne einer typischen Jazzkeller-Atmosphäre unter der Empore das musikalische Leben George Gershwins Revue passieren ließen. Zum anderen, weil es Sängerin Hilde Vanhove verstand, mit ihrem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen. Immer wieder sprach sie die Zuhörer direkt an, witzelte mit ihnen und stellte Fragen, zum Beispiel ob sie lieber Deutsch sprechen solle oder auf Englisch moderieren könne (trotz Entscheidung für ersteres verfiel die Belgierin hier und da charmant ins Englische, verstanden haben dürfte sie dennoch jeder). Auch wer mit der Gershwin-Musik vertraut sei, wollte Vanhove wissen. Das waren, obwohl nahezu alle Plätze an den Couchtischen belegt waren, nicht gerade viele. Zumindest am Anfang des Abends, der ganz im Zeichen des 1898 in Brooklyn geborenen Komponisten, Pianisten und Dirigenten stand. Im Verlauf und mit jedem weiteren Stück dürfte sich das geändert haben, gewährte die Sängerin doch mit jeder Menge Hintergrundinformationen Einblicke in die Karriere des seinerzeit noch jungen Amerikaners, der als zweites von vier Kindern russischer Immigranten geboren wurde. Als er zwölf Jahre alt war, kauften ihm seine Eltern ein Klavier, an dem er großes Interesse zeigte. „Er bekam klassischen Unterricht, begeisterte sich aber auch für populäre Musik”, sagte Vanhove. Mit 16 Jahren fing er an als Songwriter zu arbeiten, zwei Jahre später erwarb erstmals ein Musikverlag die Rechte an einem seiner Songs: „When You Want ‘Em, You Can‘t Get ‘Em”. Nach zwei weiteren Jahren hatte er bereits eine Vollzeitanstellung als Komponist. Nach einem instrumentalen Auftakt, mit dem sogleich Kontrabassist Stefan Werni und Pianist Michael Kotzian ihr Können zeigten, folgten einige Stücke aus Opern und Musicals. Allein von Letzterem hat Georg Gershwin gemeinsam mit seinem Bruder Ira 22 – in nur 20 Jahren – geschrieben und komponiert. Die Politsatire „Of Thee I Sing” (1931) erhielt als erstes Musical den Pulitzer-Preis. Ob Aretha Franklin, Janis Joplin oder die Rolling Stones: Von den Gershwin-Songs gebe es ganz viele Versionen namhafter Künstler. „Wenn man die Akkorde, Töne und Melodien untersucht, kann man feststellen, dass sie absolut modern sind”, erklärte Sängerin Vanhove, die den Liedern auf ihre ganz eigene Art und Weise Leben einhauchte. Mit „I’ve Got a Crush On You” hörten die Besucher eine Besonderheit: Der Song wurde in haargenau der gleichen Version in zwei verschiedenen Musicals angewendet. Besonders groovig wurde es mit „I Got Rhythm”, das aufgrund der Akkordfolge durchaus anspruchsvoll für die Musiker sei, wie Vanhove verriet. Diese wie aber auch alle anderen Leistungen bedachte das Publikum immer wieder mit langanhaltendem Applaus. Und zwischendurch gab es auch von den Künstlern selbst ein großes Lob für das Veranstaltungskomitee –”das ist nicht überall so”. Auch für sie sei es daher ein ganz besonderer Abend. Foto: jl