Die IG Metall, GEW und der Verein ehemalige Synagoge Stadthagen nehmen das Datum zum Anlass, in Zeiten des bedrohlich anwachsenden Rechtsradikalismus ein eher ungewöhnliches Konzert mit einem renommierten Jazz-Musiker zu präsentieren, dessen Jugend ganz entscheidend von der Liebe zur Swing-Musik unter den Bedingungen der NS-Herrschaft geprägt wurde. Emil Mangelsdorff zählt zu den profiliertesten Solisten und Komponisten des deutschen Jazz der Nachkriegszeit. Der 1925 in Frankfurt am Main geborene Musiker entdeckte seine Liebe zu der in den Dreißiger-Jahren weltweit beliebten Swing-Musik als Zehnjähriger nachts beim heimlichen Hören von Radio Luxemburg, seinem musikalischen Schlüsselerlebnis. Sein Pech: Swing-Musik war im NS-System als „Neger- und Judenmusik”öffentlich verpönt, es war strengstens untersagt, sie privat oder öffentlich zu hören, geschweige denn zu spielen. Kein Wunder, ist die Musik doch spontan, eruptiv und dank ihrer Improvisationen individualistisch, also das genaue Gegenteil von Musik, die zum Marschieren im Gleichschritt auffordert. Sein Glück: Frankfurt war zu der Zeit, ähnlich wie die Großstädte Hamburg und Berlin, das Zentrum der rebellischen Swing-Begeisterung in Deutschland, sodass er Gleichgesinnte fand, mit denen er eine Art Gegenkultur bildete, indem sie in einem örtlichen Hotel in Bahnhofsnähe halb-öffentlich musizierten, dabei allerdings ständig der Gefahr ausgesetzt, aufzufliegen, was schließlich auch nicht ausblieb. Am Ende zahlte er für seine Liebe zum Jazz mit mehrfachen Gestapo-Verhören, der Abordnung an die Ostfront und langer Kriegsgefangenschaft. Am Donnerstag, den 30. Januar gastiert Emil Mangelsdorff zusammen mit den anderen Musikern seines Quartetts um 20 Uhr in der Aula des Ratsgymnasium Stadthagen, um sein Programm „Swing tanzen verboten! Als Jazzmusiker im 3. Reich” zu präsentieren. Die Zuhörer erwartet ein sogenanntes Gesprächskonzert, in dem zahllose klassische Swing-Klassiker, unter anderem von Louis Armstrong, Duke Ellington und Benny Goodman, musikalisch versiert dargeboten werden von Spitzen-Jazzern, verbunden durch persönlichen Anekdoten über die Bedeutung und Folgen von Jahren der Rebellion und Renitenz aus Liebe zur Freiheit, Kreativität und kulturellen Vielfalt. Das Konzert ist von der Schaumburger Landschaft gefördert. Karten für das Konzert gibt es beim I-Punkt, in der Buchhandlung Schmidt und in der Alten Polizei Stadthagen Foto: privat