In der Rieher Dorf- und Schulchronik hat sich ein Dokument erhalten, das über ein heftiges Unwetter vor genau 90 Jahren berichtet. Am 17. Juni 1931 brach über Nordschaumburg eine Witterungskatastrophe ein, über die der damalige Rieher Dorfschullehrers eine Zeitungsmeldung schrieb. „Ein Jahr umsonst gearbeitet”, bemerkte Otto Lattwesen, nachdem er die Saatfelder der Gemarkung betrachtet hatte. „In drei Minuten war dieses zum Weinen traurige Ergebnis erreicht”, heißt es weiter. „Schwarzwallend und schwefelgelb vermischt” seien die Wolken bei einem „orkanartigen Sturm” herangezogen. „Die Menschen auf Wiesen und Feldern hatten keine Zeit, das schützende Dorf aufzusuchen, und erlebten nun eine Wetterkatastrophe, so schrecklich wie sie nur die Allerältesten der Gemeinde aus ihrer Jugendzeit zu berichten wissen”, schildert Lattwesen weiter und erinnert an vergleichbare Ereignisse in den Jahren 1877 und 1878. Als Folge der damaligen Vorkommnisse seien 25 Jahre lang so genannte Hagelfeiern in der Kirche abgehalten worden. Die aktuelle Bilanz der Bauern des Jahres 1931 beschreibt Lattwesen so: Die Getreideäcker seien kahl; Kartoffelfelder „nur noch an den gezogenen Reihen wiederzuerkennen. Kein Blatt, kein Stengel mehr.” Und weiter: „Dort auf dem Feldwege liegen drei umgestürzte Heuwagen. die Wagen selbst zerbrochen, das Heu zu unentwirrbaren Klumpen zusammengeballt. Hoffentlich kommt jene Tagelöhnerin, die vom hohen Wagen geschleudert wurde, unter der Hand des Arztes mit dem Leben davon.” Auch auf dem „Siedelungslande”, auf denen die „kleinen Leute” des Dorfes ihre Parzellen bewirtschafteten, herrschte offenbar stummes Entsetzen. Dabei hatte es gerade eine Hiobsbotschaft aus dem Barsinghäuser Bergwerk gegeben, das wieder 158 Arbeiter entlassen musste. Gerade deshalb sei es wichtig gewesen, Vorräte für den Winter zu schaffen. Jedoch: „Riehe braucht in diesem Sommer nicht zu ernten”, bilanziert Lattwesen, weil das Unwetter alles vernichtet hatte. Nun müssten die meisten Bewohner grübeln, „womit Brotkorn, Viehfutter und Saatgut erworben werden könne”. Seine Befürchtung: So mancher „Wir im diesem kommenden langen Jahre mit dem Rucksack über Land wandern und das tägliche Brot von milder Hand erbitten”. Nur drei Landwirte hätten zumindest einen kleinen Teil ihrer Ernte versichert. Riehes Dorfchronist Ralf Schröder hat sich seine eigenen Gedanken gemacht, wie das Wetter einst eine große Rolle beim nackten Überleben der Menschen gespielt haben muss – besonders dann, wenn auch noch der Arbeitsplatz für so manchen Rieher Bergmann verloren gegangen war. Und er hat in seinem Archiv ein Foto gefunden, das zur einstigen Mühsal der Feldbestellung passt. Es stammt aus einer Zeit, in der noch Muskelkraft wegen fehlender Maschinenunterstützung verlangt wurde. Foto: rs (Archiv)