Historisches Kleinod erstrahlt in neuem Glanz | Schaumburger Wochenblatt

Historisches Kleinod erstrahlt in neuem Glanz

Während der Sanierung mussten die Objekte entsprechend mit Planen geschützt werden. (Foto: Wilhelm Bredthauer)
Während der Sanierung mussten die Objekte entsprechend mit Planen geschützt werden. (Foto: Wilhelm Bredthauer)
Während der Sanierung mussten die Objekte entsprechend mit Planen geschützt werden. (Foto: Wilhelm Bredthauer)
Während der Sanierung mussten die Objekte entsprechend mit Planen geschützt werden. (Foto: Wilhelm Bredthauer)
Während der Sanierung mussten die Objekte entsprechend mit Planen geschützt werden. (Foto: Wilhelm Bredthauer)

Seit Oktober 2023 war die Kastenmangel, die 1855 von Wilhelm Bretthauer errichtet wurde und bis heute voll funktionstüchtig ist, nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Hinter geschlossenen Fenstern und Türen wurde kräftig gewerkelt. Kurz vor der Wiedereröffnung konnte diese Zeitung schon mal einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Umfangreiche Sanierung

Gleich beim Eintreten in den Innenraum der Kastenmangel, der nun auch barrierefrei zugänglich ist, fällt der neue Fußboden auf. Passend zum historischen Ambiente wurde der Betonboden durch einen Ziegelsteinfußboden ersetzt. Sämtliche Holzteile vom Wickelstuhl bis zur Kastenmangel wurden gebürstet und alle Metallteile geölt, wie Wilhelm Bredthauer, der zusammen mit seiner Frau Gisela dieses Kleinod erhält, erläutert. Zur Verlegung des neuen Fußbodens mussten die Maschinen zerlegt und abgebaut werden, da sie zum Tragen zu schwer waren. Wände wurden wieder mit weißer Kalkfarbe gestrichen. Nicht ganz so einfach war es, Ersatz für die alten Maschinenriemen zu finden, wie Bredthauer berichtet. Schließlich wurde man in Nordrhein-Westfalen fündig. Dort gibt es noch eine Firma, die noch entsprechende Riemen für die Maschinen in Bergwerken herstellt. Saniert und neu gestrichen wurden auch die Fenster.

Die Ausstellung

Etwas anders strukturiert als bisher ist jetzt die historische Ausstellung. Direkt vor der Kastenmangel sticht die große Freifläche ins Auge. Hier fehlen nicht etwa Objekte, sondern ganz im Gegenteil, hier wird ein alter Aspekt neu thematisiert. Bekannt war schon immer, dass auch diese Anlage wie viele andere im 19. Jahrhundert über einen Göpel angetrieben wurde, der 1930 durch einen Elektromotor ersetzt wurde. Ein Göpel ist eine Vorrichtung, die aus Rädern, einer senkrechten Welle und einem Zugbalken besteht, den im Kreise gehende Ochsen oder Pferde bewegen, wodurch deren Kraft auf die Welle und weiter auf die Maschine – hier: Kastenmangel – übertragen wird. In der Kastenmangel wurde zunächst ein Ochse und später ein Pferd im Göpel eingesetzt, wie Gisela Bredthauer ausführt. Erhalten ist neben dem Geschirr für die Zugtiere, das frisch gewachst ist, auch noch ein Kegelrad des Göpelantriebs. Eine zum Antrieb gehörende Eisenstange wurde leider mal entsorgt, wie Bredthauer bedauernd erzählt, weil niemand wusste, wozu sie gehörte.

Um eine entsprechende neue Thementafel zu installieren wurde ausgiebig recherchiert. Neu ist auch die Tafel vom „Flachs zum Leinen“ und ein „Blätterkatalog“. Interessierte Besucher können sich da unter anderem auch über die Sanierung der Einsprengmaschine in den Jahren 2014 bis 2017 informieren. Besonders stolz ist man darauf, dass alle Maschinen noch voll funktionstüchtig sind. Auch die hydraulische Presse funktioniert, wie Bredthauer mal kurz demonstriert. Als Trennung zwischen den einzelnen Bereichen dienen alte Haushaltsmangeln. Wie bisher wird es auch Objektkästen geben, die noch eine Beleuchtung erhalten, denn es sind ausrangierte Verkaufskästen. Diese hingen früher vor dem Haus, Graf-Wilhelm-Straße, denn für Familie Bretthauer war die Kastenmangel, die bis 1983 in Betrieb war, nur ein Nebengeschäft. Das Hauptgeschäft war der Leinenhandel. Davon zeugen auch noch Musterbücher und Preislisten, die neben Stoffen auch wieder in der Ausstellung zu sehen sein werden.

Förderung

Rund 60.000 Euro wurden in die Sanierung des Innenraums der Kastenmangel und des barrierefreien Zugangs investiert. Gefördert wurde die Sanierung unter anderem vom Land Niedersachsen, LEADER (Klara 2023-2027), Stadt Wunstorf, der Schaumburger Landschaft und des Schaumburg-Lippischen Heimatvereins, Ortsgemeinschaft Seeprovinz. Neben der Kastenmangel in Steinhude gibt es noch drei weitere Leinenmangeln dieser Art, die aber alle in einem musealen Kontext erhalten werden und nicht privat. Vermutlich ist die hiesige Mangel die Einzige, die bis heute noch voll funktionstüchtig ist. Ein entsprechender Film zeigt im Rahmen von Führungen die Kastenmangel im Betrieb. Zu besichtigen ist sie wieder ab April im Rahmen von Führungen, die man bei der Steinhuder Meer Tourismus GmbH (SMT) anmelden kann.


Verena Walter-Bockhorn (wb)
Verena Walter-Bockhorn (wb)

Freie Journalistin

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