Julia Hamburg (Grüne), Kultusministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Niedersachsens hob in ihrem Vortrag beim Jahresempfang der Landeskirche Schaumburg-Lippe die Selbstbestimmungsfähigkeit, die Mitbestimmungsfähigkeit und die Solidaritätsfähigkeit als wichtige Grundfertigkeiten der Bildung hervor. In dieser krisenhaften Zeit wachse die Verunsicherung der Menschen, viele würden mit dem Rückzug ins Privatleben reagieren oder den einfachen Antworten von Nationalisten und Populisten folgen. Dies unterstreiche die Notwendigkeit von Bildung, um eine demokratische Haltung, die Fähigkeit zu Austausch und Diskussion zu stärken. „Bildung ist der beste Impfschutz gegen Gewalt und Diskriminierung“, hob sie hervor. Hierzu sei nicht nur politischer Unterricht, sondern auch eine umfassende Persönlichkeitsbildung grundlegend. Gleichzeitig gelte es, Kompetenzen zu vermitteln, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe ermöglichen, so die Ministerin.
Stets stehe Bildung im Spagat zwischen der persönlichen Entfaltung der jungen Leute und der Notwendigkeit, sie dazu zu befähigen, sich solidarisch in die Gesellschaft einbringen. Dabei seien die Zeiten weitgehend homogener Lerngruppen in den Schulen vorbei. Die Gesellschaft sei individualistischer und pluraler geworden, was die Aufgaben von Schule und Kita nicht erleichtere. Gleichzeitig stehe Schule in besonderer Weise im Fokus, weil hier „noch Begegnung in aller Unterschiedlichkeit stattfindet“. Um ihrer Aufgabe gerecht zu werden, bräuchten die einzelnen Schulen heute mehr Freiräume, „um für die Kinder und Jugendlichen Erfahrungsräume zu schaffen“. Dazu müssten sie auch die Möglichkeit haben, Fehler zu begehen und Dinge in anderen Zusammenhängen zu denken. Zudem sei es entscheidend, Bildung stets auch als Gesamtverantwortung der Gesellschaft aufzufassen, die nicht allein von Schule und Kita geleistet werden könne. Dazu müssten auch Eltern, Sportvereine, Kirche, Verbände und viele weitere mehr beitragen. Der Betrieb, der einem benachteiligtem Jugendlichen die Chance auf einen Praktikumsplatz biete oder einen Flüchtling in Ausbildung bringe, leiste auch immer Bildung, so die Ministerin.
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