Ebenfalls 200 wollten nur die „Kleine Runde” mit 150 Kilometer fahren und der Rest der insgesamt 936 Teilnehmer absolvierte die 80 Kilometer, für die auch E-Bikes zugelassen waren. Der älteste Teilnehmer in dieser Gruppe war Dr. Kurt Gilde mit über 80 Jahren. Die meisten Teilnehmer waren Männer, etwa zwölf Prozent Frauen waren auf der Tour unterwegs. Kein Wunder bei diesen Erfolgszahlen, dass Matthias Gräbner vom Touristikzentrum „Westliches Weserbergland” als Organisator der Tour schon jetzt vom Knacken der 1.000er Grenze im kommenden Jahr schwärmt.
Denn dann findet am 24. August die 14. „Große Weserrunde” statt. Das alles funktioniert natürlich nur, wenn ein schlagkräftiges Freiwilligenteam für die anfallenden Arbeiten zur Verfügung steht und das hatte die Tour mit Helfern aus den Stadtwerken Rinteln und dem Gymnasium Ernestinum. Und genau dort arbeitet auch Carsten Ruhnau, mit dem der Verfasser dieser Zeilen auf die 150 Kilometer Strecke ging. Der Fachlehrer für Englisch und Politische Bildung ist zugleich Ratsherr in der SPD-Fraktion und stand schon einmal in den Startlöchern für die Kandidatur für den Niedersächsischen Landtag.

Live auf den 150 Kilometern dabei

Für einen fundierten Bericht muss man es einfach live miterleben, wie sich Schweiß und Schmerz zu einem Wohlgefühl beim Zieleinlauf verbinden. Mit in unserer Startgruppe auch Ulrich Karl als Chef der Stadtwerke, doch ihn und sein Windschatten-Team hatten wir schnell hinter uns gelassen, denn die beiden „Velographen” Julian und David aus Bielefeld und Frankfurt/Main zogen uns in ihrem Windschatten bis nach Hameln in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 30 km/h. Als dieser Support dann jedoch abriss, waren wir auf uns gestellt und auch das funktionierte so gut wie einwandfrei; bis auf einige Hautfetzen, die durch eine Unaufmerksamkeit im Bereich einer Fähre auf dem Asphalt zurückgelassen wurden. Am Ende alles halb so schlimm. Insgesamt wurden der Tourleitung drei Verletzungen gemeldet, einer davon mit einem Ellenbogenbruch. Die Organisatoren rufen dazu auf, sich bezüglich des Unfalls kurz vor Heinsen zwischen einem Teilnehmer und einem E-Bike-Fahrer als Zeugen zu melden. Wir blieben zum Glück davon verschont. Unsere Tour ging erst einmal weiter bis zum Grohnder Fährhaus, wo die erste Verpflegungsstation für Energieschübe sorgte.

Holzminden ist „Point of Return”

Über Bodenwerder ging die Fahrt dann nach Holzminden, unserem „Point of Return”. 85 Kilometer zeigte dabei der Tacho und bis dahin war die Strecke leicht zu bewältigen. Auf der anderen Weserseite führte die Strecke dann wieder in Richtung heimatlicher Gefilde; immer im Hinterkopf, dass der schmerzliche Teil der Strecke ja noch vor einem lag. Denn nach der Verpflegungsstation in Heinsen war schnell klar: „Nur noch wenige Kilometer, dann geht es in Brevörde links ab!” Mit einer guten Portion Nudeln und Zuckerkuchen als Nachtisch sollte der Anstieg bis Lichtenhagen eigentlich zu bewältigen sein; war er auch. Eine junge, halb so schwere, dynamische Frau zieht an mir locker vorbei und sagt aufmunternd: „Wir haben es bald geschafft!” Unterwegs unterhalte ich mich mit einem Bremer Radler, der auf alle Fälle wiederkommen will. Ohnehin kommen viele der Teilnehmer aus Städten der gesamten Republik, bevölkern die Hotels und Pensionen der Stadt und lassen Geld in der Gastronomie. Ein richtig guter Nebeneffekt der Weserrunde.

Die Kurbelmaschine am Berg

Doch zurück zu Carsten Ruhnau. Der kurbelt wie eine Maschine den Berg hoch, immer in seinem Takt und freut sich mit mir schon auf die rasante Abfahrt, bei der der Tacho auf über 60 km/h klettert. Über Welsede und Amelgatzen geht es bis nach Gellersen, wo wieder nachgetankt werden kann. Dehmkerbrock, Herkendorf, Hesslingen. Endlich, man sieht die Schaumburg und fühlt sich schon wie fast angekommen. Doch es steht ja noch der Anstieg nach Friedrichsburg, Friedrichswald und Wennenkamp an. Erste Muskelverspannungen machen sich breit und Carsten lehnt meinen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag ab, im Rat für eine Einebnung von Friedrichswald und Wennenkamp auf Weserniveau zu stimmen. Die Abfahrt von Wennenkamp auf der K77 wird dann aufgrund des starken Motorradverkehrs noch einmal eine Herausforderung. Am Zieleinlauf ist die Anstrengung dann schnell vergessen, denn die Cheerleader aus Krankenhagen begrüßen alle mit ihren Pompons, es gibt Getränke, Verpflegung, Zuspruch, Anteilnahme für kleinere Blessuren und eine heiße Dusche im Freibad. Nicht vergessen: Am 24. August 2024 startet die 14. „Große Weserrunde”; vielleicht ja wieder mit Carsten und mir?! Foto: ste