Damals bewies ein junger Stuhlbauer Mut. Mitten im Krieg gründete Carl Sasse mit Zimmermann Heinrich Voß den Betrieb. Gesägte Hölzer als Stiele für Handgranaten und Holzsohlen als Ersatz für fehlende Lederstücke fertigten die ersten Mitarbeiter in einer alten Zimmerei. Doch schon 1918 entstanden Stühle nach eigenen Entwürfen. Mit Erfolg: Erst entsteht große Nachfrage; dann müssen schnell neue Betriebsgebäude errichtet werden. Einen Rückschlag erfährt Sasse 1920: Sein Kompagnon stirbt.
1934 wird der Grundstein für den vorerst größten Schritt in der Firmengeschichte gelegt: die Bebauung des Geländes nördlich der heutigen Carl-Sasse-Straße. 1938 zählt das Unternehmen über 800 Arbeitskräfte sowie Betriebsstätten in Nettelrede, Rodenberg, Holzminden und Wesenberg. Carl Sasses Ansehen ist weit verbreitet: Er wird Vorsitzender des Deutschen Sitzmöbelverbands.
Schon seit 1926 werden die Produkte nicht mehr nur als „Lauenauer Stühle” veräußert. Ehefrau Linchen Sasse kombinierte einfach die Anfangsbuchstaben des Ehemanns und des Heimatorts zu „Casala” und schuf damit das Markenzeichen, das noch heute als Qualitätsbegriff in der Möbelbranche gilt.
1948 wurde das Werk zum Hoffnungsträger für Arbeitssuchene, Heimatvertriebene und Kriegsversehrte. Sie stellten zunächst Waschbretter und –bottiche sowie Spielzeug her. Bald aber folgte ein neuer Schwerpunkt. Casala gefiel mit einer bahnbrechenden Entwicklung auf dem Schulsektor. Anstelle der bisherigen festen Verbindungen von Pulten und Bänken in den Klassenräumen, propagierten die Lauenauer Möbelbauer das „lose Schulgestühl”.
Mitte der fünfziger Jahre zählen die Casala-Werke, die längst auch Polstermöbel fabrizieren, mehr als 1300 Beschäftigte. Später erweitert sich die Produktpalette auf Esszimmer-Einrichtungen und Kastenmöbel. In Vienenburg im Vorharz wird ein Zweigwerk eröffnet; dafür schließen die Filialen in Nettelrede und Rodenberg. Ein Großauftrag bringt Mitarbeiter in den Nahen Osten: Für damals 16 Millionen Mark sollen 319 Häuser komplett eingerichtet werden. Auch komfortable Kabinen von Kreuzfahrtschiffen erhalten Möbel aus Lauenau.
Doch in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts beginnt der Abwärtstrend. Erste Umstrukturierungen finden statt; erhebliche Mittel werden in die Modernisierung von Betriebsabläufen gepumpt. Doch es hilft nichts: 1995 muss der Gang zum Konkursrichter angetreten werden. Das amerikanische Unternehmen Krueger International rettet anfangs noch etliche Arbeitsplätze.
Aber nach nur sechs Jahren entscheidet sich die KI-Konzernspitze für ein schnelles Ende. Auch Demonstrationen der Belegschaft bewirken nichts. Einige Monate später gibt es einen verkleinerten Neuanfang als „Casala Laboreinrichtungen”. Dafür wird sogar noch von einem Investor eine nagelneue Betriebsstätte im örtlichen Logistikpark gebaut. Doch nur wenige Wochen nach dem Einzug im Frühjahr 2003 ist auch hier Schluss.
Erst drei Jahre später wehen wieder Casala-Fahnen in Lauenau: Seither werden von hier aus mit dem alten Namen in Deutschland wieder Stühle verkauft – aus niederländischer Produktion, aber mit dem gleichen Qualitätsanspruch, wie er früher in Lauenau galt. Foto: al