Sechs Stunden lang herrschte tüchtiges Gedränge. Modellbaufans waren ebenso gekommen wie frühere Berufskollegen, die Dienst entlang der Strecke verrichteten. Manches Inventar kam ihnen vertraut vor: der historische Fahrkartenstand; die Uniformen von Rottenführer oder Stationsvorsteher. Aufmerksam studierten sie die vielen Dokumente und Fotos: Längst reichen die Wände dazu nicht mehr aus. Tausende Belege sind fein säuberlich in Ordnern abgelegt – das Material für ein ganzes Buch, an dem die Schienenfreunde schon länger schreiben.
Im Mittelpunkt des Interesses aber standen die ersten drei Module von jeweils einem Meter Länge. Weitere 23 sollen in den kommenden Jahren entstehen, um den gesamten Streckenabschnitt in der Lauenauer und Messenkämper Gemarkung darzustellen. Noch haben sich die Tüftler auf die Etappe zwischen ehemaligem Bahnübergang und der Brücke über den Pohler Bach beschränkt. Aber eines Tages wird der ganze Aufbau 26 Meter lang sein.
Während die Elektriker die komplizierte Unterwelt des Bahnkörpermodells vervollständigen, arbeitet Werner Rabi lieber zu Hause. Er braucht Ruhe für die mühevolle Arbeit, das Bahnhofsgebäude des Fleckens genau nachzuarbeiten. Erst war es ein Modell in H0-Größe und dem Maßstab 1 : 87. Nun hat er sich an die N-Spur gewagt und das Haus im Verhältnis 1 : 160 gebaut. Fertigteile gibt es dafür nicht. Mit Computerunterstützung und CAD-Technik werden die winzigen Bauteile aus grßen Platten gefräst. Für den detailgetreuen Anstrich sind feinste Pinsel nötig. Oft schon hat Rabi mit der Lupe arbeiten müssen: Schließlich soll alles bis auf den kleinen Fensterrahmen und den Mauervorsprung alles perfekt sein. Jetzt passt der Bahnhof fast auf seine Handfläche. Doch schon warten neue Arbeiten: Bahnwärterhaus, Güterschuppen samt Ladebahnsteig und die schon im Originalzustand mächtige Genossenschaftsimmobilie müssen folgen.
Kleinen Besuchern wird es da schon leicher gemacht. In einer Kiste liegen Häusermodelle, die auf N- oder H0-Bahnen einen neuen Platz finden könnten. Nur einen kleinen Obolus wollen die Eisenbahnfreunde dafür haben. Andere Kinder interessieren sich da schon eher für das fauchende Ungetüm vor der Haustür. Norbert Braun lässt den Mini-Nachbau eines 1928 in England produzierten Dampftraktors rollen. Das Original zog bis zu 40 Tonnen. Brauns Modell hat auch genug Kraft im Kessel: Wenn er als Maschinist mit seinem Gefährt eine Runde dreht, dürfen kleine Gäste auf dem Anhänger Platz nehmen: „Aber der könnte auch Erwachsene ziehen”, erläutert Braun das kleine Kraftpaket. Foto: al