Nach monatelangem Engagement ist die Forderung nach kostenloser Schülerbeförderung für Oberstufenschülerinnen und -schüler in Niedersachsen vorerst gescheitert. Der von Jugendlichen gegründete Verein Freie Fahrt Niedersachsen hat sich aufgelöst, nachdem die zugehörige Petition mit über 6.200 Unterstützenden im niedersächsischen Landtag in einem nicht-öffentlichen Verfahren abgelehnt wurde. „Die Entscheidung sorgt bei vielen jungen Menschen sowie Unterstützerinnen und Unterstützern im Landkreis Schaumburg für Frust und Unverständnis“, so die Einschätzung von Jannik Haschke.
Die Enttäuschung richtet sich insbesondere gegen die rot-grüne Landesregierung, der vorgeworfen wird, die Anliegen junger Menschen nicht ernsthaft zu prüfen oder in einen offenen Dialog zu treten. Mit dem Verfahren zeigen sich die betroffenen Jugendliche besonders unzufrieden. „Statt den Verein direkt zu einem Gespräch einzuladen, hat der Landtag einen in höchstem Maße unverständlichen juristischen Text produziert“, heißt es aus der Schaumburger Ortsgruppe. „Dieser Text erreichte den Verein erst Wochen später – und das nur auf Umwegen.“
Die Ortsgruppe kritisiert: „Man kann nicht einerseits in Hannover immer wieder betonen, wie wichtig politisches Engagement für die Demokratie sei, und gleichzeitig jungen Menschen so sehr im Weg stehen, wenn sie sich für ein echtes Anliegen vieler Schülerinnen und Schüler aus ganz Niedersachsen einsetzen.“ Nicht die finanziellen Möglichkeiten der Eltern sollten darüber entscheiden dürfen, ob ein Schüler zur Schule kommen kann, um einen angestrebten Schulabschluss machen zu können, erklärt Jannik Haschke, der sich seit Längerem für das Thema stark macht. Besonders unverständlich sei, dass Jugendliche mit Hauptschulabschluss ein kostenfreies Ticket zur Berufsschule erhalten, während Schülerinnen und Schüler der Oberstufe auf den Kosten sitzen bleiben würden.
Derzeit müssen alle Schülerinnen und Schüler ab der 11. Klasse ihre Fahrkarten selbst bezahlen, unabhängig von Entfernung, Einkommen oder Bildungsziel. Gerade im ländlichen Raum, wie dem Landkreis Schaumburg, ist dies für viele Familien eine erhebliche finanzielle Belastung. Die Initiative Freie Fahrt Niedersachsen hatte gehofft, mit ihrer Petition eine politische Debatte anzustoßen und eine Lösung herbeizuführen. Die intransparente Ablehnung und das Ausbleiben einer breiten öffentlichen Diskussion im Landtag haben diese Hoffnung zerstört.
Trotz der Auflösung des Vereins sei das Thema für viele nicht abgeschlossen, heißt es in einer Pressemitteilung. Engagierte Jugendliche und Unterstützer fordern eine gerechtere Bildungs- und Mobilitätspolitik. Sie appellieren an die Landespolitik, Verantwortung zu übernehmen und den Dialog mit jungen Menschen ernsthaft zu suchen. Niedersachsenweit setzen sich weitere Kreisschülerräte und Jugendparlamente für eine echte Lösung des Problems ein.
Im Landkreis Schaumburg wurde die Petition durch den Kreisschülerrat und den Jugendbeirat Rodenberg ausdrücklich unterstützt. In lokalen Aktionen, unter anderem vor Schulen und bei Veranstaltungen, wurden etwa 330 Unterschriften gesammelt. Die Ortsgruppe in Schaumburg bestand unter anderem aus Mitgliedern der SchülerUnion und Aktiven aus verschiedenen Schulen. Sprecher der Gruppe war Jannik Haschke.