An einem Freitag im Dezember fällt aufmerksamen Tierfreunden ein hübsches rotes Katerchen auf, das schon seit einigen Nächten mit großen Augen durch den weihnachtlichen Schlosspark spaziert. Es ist kein Streuner, sondern ein sehr zutraulicher, Menschen bezogener junger Kater, der durch den Trubel des Weihnachtszaubers irritiert umherirrt. Nachts schließt er sich dem Sicherheitspersonal an; am Tag zieht es ihn unter anderem zum DRK-Zelt, wo schließlich ja auch Menschen Hilfe suchen. Ganz augenscheinlich hat die pelzige Fellnase Hunger, denn auch fürstliche Mäuse machen sich in dieser Zeit rar. Schließlich bringt man ihn zu uns ins Tierheim, wo er wie ein kleiner Staubsauger zunächst zwei große Futterportionen in sich hineinschlang. Danach musste er zunächst in einer der Quarantäneboxen untergebracht werden, wo er dann offensichtlich die Welt nicht mehr verstand. Drei Boxen weiter waren drei Katzenkinder untergebracht. Sie lebten eigentlich mit fünfzehn anderen Katzen in einer auswärtigen Futterstelle, waren dem harten Leben dort allerdings nicht gewachsen. Deshalb mussten wir sie zu uns holen und feststellen, dass die drei Minis eine schlimme Darmerkrankung hatten. Sie hatten aufgehört zu fressen und magerten derart ab, dass wir das Schlimmste befürchten mussten. Mit viel Geduld und tierärztlicher Betreuung wurden sie wieder aufgepäppelt. Es ging ihnen schon besser. Doch dann bekamen sie einen Katzenschnupfen, und wir mussten erneut befürchten, dass wir den Kampf um die kleinen Geschöpfe endgültig verlieren würden, während zur selben Zeit im Nebenraum ein schöner schwarzer Kater auch um sein Leben kämpfte. Er hatte eine ganz schlimme Herpes-Infektion, von der Mäulchen, Nase und Hals betroffen waren. Auch er war nicht in der Lage zu fressen und zu trinken. Aufgeben wollten wir nicht. Es wurde alles getan, um dem Kater zu helfen. Weihnachtlich war uns zu diesem Zeitpunkt wahrlich nicht zumute.
Doch auch Tiere haben manchmal einen Schutzengel: Es stellte sich heraus, dass das Katerchen vom Weihnachtszauber, von dem wir nun wissen, dass es „Moritz” heißt und in Petershagen wohnt, zu einem Futterlieferanten, ins Auto gestiegen war, der auch das Schloss beliefert. Dort hat Moritz die Reise augenscheinlich als beendet betrachtet. Nach einem Aufruf in einer Tageszeitung konnte er nach kurzer Zeit glücklich von seinen Menschen wieder in die Arme genommen werden. Nach sorgenvollem Bangen haben inzwischen auch die drei Minis ihre beiden schlimmen Krankheiten überstanden und sind auf dem Weg der Besserung. Für sie suchen wir nun ein neues Zuhause. Wie durch ein Wunder hat es auch „unser Schwarzer” geschafft. Mäulchen und Nase sehen zwar noch schlimm aus, doch der Kater kann jetzt wieder vorsichtig, aber mit großem Appetit, sein verdünntes Futter schlappern. Es hat sich also alles zum Guten gewendet. Warum das so geschah? Ich habe da einen bestimmten Verdacht.
Vor Jahren hatte ich meiner kleinen Enkeltochter einmal die Geschichte von einem Engelchen geschrieben, das seine Aufgaben nicht ernst genug genommen hat. Das Engelchen war nämlich dafür zu verantworten, dass die Geschenke für die Kinder vom Schlitten des Nikolaus auf eine dicke Wolke plumpsten und dort liegen geblieben sind. So waren sie nicht mehr pünktlich zum Weihnachtsfest angekommen. Soweit ich gehört habe, wurde das Engelchen anschließend dazu verdonnert, die Flügel all seiner Kollegen zu putzen, damit der Goldstaub darauf wieder wunderschön schimmerte. Vielleicht war das Engelchen in diesem Jahr für unsere Tiere zuständig. Und wieder hatte es nur Unsinn im Kopf, weil alles vorher Geschriebene geschehen konnte. Da es aber ein liebes Engelchen war, ließ es dann doch diese kleinen Wunder geschehen.
Sie glauben nicht an Wunder? Wie schade. Ich finde es sehr tröstlich, dass in unserer rastlosen und manchmal so kalten Welt Dinge geschehen, die wir nicht nachvollziehen können - kleine Wunder eben.
Der Vorstand des Tierschutzvereins und das Tierheim-Team wünschen allen Lesern ein frohes neues Jahr. Foto: pr