„Der Mythos um Richthofen, den „Roten Baron” („Red Baron”) und sein rotes Flugzeug ist bereits zu seinen Lebzeiten entstanden und hat bis heute überdauert”, meinte Raschke einleitend. Während des Ersten Weltkrieges habe der „Fliegerheld” Richthofen als Hoffnungsträger in Zeiten negativer Nachrichten von der Front gedient und die im Stellungskrieg verharrenden Soldaten motiviert. Die Erfolge des Jagdfliegers im Luftkampf waren im Kaiserreich umfassend medial aufbereitet worden.
Manfred Freiherr von Richthofen, der von 1994 bis 2006 Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) gewesen ist, nannte es eine „absolute Sensation”, dass sein am 21. April 1918 mit 26 Jahren abgeschossener Onkel heute noch so einen Bekanntheitsgrad hat. Er beschäftige heute noch politische Gremien und gelte als Vorbild der fliegenden Truppen. Immer noch erhalte er Zuschriften aus England, USA und Kanada von aktiven Fliegern. „Es waren die Gegner, die das Loblied sangen”, erinnert von Richthofen an seinen Onkel.
Als es 1948/49 Bestrebungen zur Umbenennung der Richthofenstraße in Tempelhof gegeben habe, sei es der amerikanische Stadtkommandant gewesen, der gesagt habe, „das komme nicht in Frage”. Richthofen sei ein „Vorbild und eine Führungspersönlichkeit gewesen, ein genialer Pilot, der sensationell gut geschossen” habe. „Die Ausstellung ist etwas Vorzeigbares in dieser schönen Stadt”, lobte Manfred Freiherr von Richthofen.
Dr. Anja Dörfer betonte, dass der „Mythos Richthofen” damals wie heute eng mit dem Begriff der „Ritterlichkeit” verknüpft sei. Im Mittelpunkt stehe der „ritterliche, faire Zweikampf” am Himmel, bei dem der Bessere gewinne. Dabei, so die Historikerin, werde ausgeblendet, „dass es das klare Ziel war, den Gegner auszuschalten”. Zudem wären die meisten Luftsiege durch Überraschungsangriffe und nicht durch „sportliche Gefechte” erzielt worden. Die Taktik sei ausschlaggebend für den Erfolg gewesen. Wesentliche Nahrung habe der „Mythos Richthofen”, so Dr. Dörfer, durch die respektvolle Anerkennung der fliegerischen Leistungen von Seiten der Alliierten erhalten. „Alle luftkriegführenden Nationen haben ihre Fliegeridole, doch Manfred von Richthofen und sein roter Dreidecker symbolisieren bis heute länderübergreifend den Jagdfliegermythos des Ersten Weltkrieges”, erläuterte Dr. Anja Dörfer.
Die Sonderausstellung im Hubschraubermuseum läuft bis zum 25. August und ist täglich von 9 bis 18 Uhr zu besichtigen.
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