Der dänische Dichter Hans Christian Andersen hätte wohl seine helle Freude an der hiesigen Version seiner Erzählung gehabt. Da suchte der Hofstaat für den eitlen Kaiser Bartholomäus XXIV. auch bei „Aldi” und „im Internet” ein neues aufwändiges Outfit, bis schließlich die Modeschöpfer „L.Ager und F.Eld” für teures Geld und mit großer List dem Herrscher eine Lehre erteilten. Denn dumme Leute, so suggerierten sie, würden die wertvollen Stoffe nicht erkennen; nur „gescheite Personen” könnten diese in Augenschein nehmen: Ein Webstuhl klapperte leer auf der Bühne, und auf dem Thron lag lediglich eine nackte Papphülse. Während die Lakaien dem Kaiser zuliebe ihren kenntnisreichen Blick auf die vermeintlich neuen Textilien heuchelten, ließ Bartholomäus sich seine mangelhafte Sicht auf die Dinge nicht anmerken, bis schließlich zwei Lausbuben ihm bedeuteten, er stünde ja nackt da. Doch so viel Obszönität ließen die Bühnenakteure weder vor Kinder- noch vor Erwachsenenaugen zu: Geschickt kaschierte die Regie die zumindest im Märchenbuch beschriebene nackte Haut. Wie sehr die „Bunte Bühne” sich in die Herzen ihrer Zuschauer gespielt hatte, ließ sich schon nach wenigen Minuten durch den Kommentar aus den Kindergartenreihen im Dorfgemeinschaftshaus ausmachen: „Cool – oder?”, erklärte ein kleiner Steppke seinem Nachbarn. Und auch die Dorfbewohner, die sich bei drei Wiederholungen über die lokalen Laienspieler amüsieren konnten, dürften so manchen begeisterten Kommentar abgegeben haben.
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