Mit dem von der Gruppe SPD/Grüne/FDP und der CDU-Fraktion in der vergangenen Ratssitzung durchgesetzten Beschluss wird die Verwaltung ihre Planungen noch einmal ausweiten. In der Beschlussvorlage und in den Sitzungen des Fachausschusses hatte sie einen Neubau und Betrieb des Kindergartens in Eigenregie der Stadt empfohlen. Als Standort favorisierten die Planer dabei ein Grundstück an der Straße „Im Holzwinkel”, eine Reihe weiterer Standorte war ebenfalls geprüft und nach Eignung bewertet worden. Die FDP hatte angeregt, weitere Alternativen zu erwägen und die Mehrheitsgruppe forderte die entsprechenden Ausweitungen der Planungen. Lothar Biege (FDP) erläuterte, dass der von der Verwaltung ermittelte Standort sinnvoll sei, wenn denn ein Neubau tatsächlich die einzige Möglichkeit wäre. Zunächst sei jedoch zu klären, ob nicht auch ein freier Träger die neue Einrichtung führen könne. Es sei eine Vielfalt an Trägern geboten, interessant sei als Neuerung beispielsweise eine Waldorf-Kita, ebenso sei die katholische Kirche oder die AWO als Träger denkbar. Nach der Klärung der Frage des Trägers könne der Standort in den Blick gefasst werden. Hier seien die Möglichkeiten zu prüfen, eine vorhandene, möglicherweise ungenutzte Immobilie als Standort zu wählen. Schließlich sei es eine elegante Lösung mit einer nötigen Investition von 2 bis 3 Millionen Euro gleichzeitig eine Leerstands-Problematik zu beheben oder ein Areal/Projekt zu beleben. Standorte wie die ehemalige Immobilie der Sparkasse in der Nähe des Jakob-Dammann-Hauses oder der ehemalige Nahversorger neben dem Jawoll-Markt könnten hier in Frage kommen, ebenso die Einbindung beispielsweise in die Nachnutzung des Krankenhaus-Geländes. Angesichts der demographischen Entwicklung sei nicht ausgemacht, dass auch in zehn Jahren die zusätzliche Plätze gebraucht würden, ein Neubau auch deshalb zu überdenken. Bürgermeister Oliver Theiß (parteilos) und Iris Freimann, Leiterin des Fachbereiches für Bürgerdienste, meldeten Bedenken wegen des Zeitdruckes an, unter dem das Projekt stehe. Immerhin gelte es, den Rechtsanspruch der Bürger auf die Betreuungsplätze zu erfüllen. Bei der Vergabe an einen freien Träger müsse seines Wissens europaweit ausgeschrieben werden, so Theiß. Dies sei mit entsprechenden Verzögerungen verbunden und am Ende werde die Trägerschaft möglicherweise an eine Einrichtung vergeben, die sich niemand wünsche. Iris Freimann hielt fest, dass die Verwaltung auch Bestandsimmobilien in ihre Überlegungen einbezogen und verworfen habe. Die vielen Auflagen für Kitas seien hier nicht zu unterschätzen. Richard Wilmers (WIR) argumentierte ähnlich. Im Fachausschuss habe es doch einen Konsens zu den Vorschlägen der Verwaltung gegeben, die jetzige „Kehrtwende” sei unverständlich, so Wilmers. Ein Zeitverzug müsse unbedingt vermieden werden. Marita Gericke (CDU) gab die Ungewissheit über den Zustand von Bestandsgebäuden zu bedenken, entsprechende Erfahrungen habe die Stadt schließlich erst mit dem Lusthaus gemacht. Ulrike Koller (SPD) erinnerte daran, dass bei der Vergabe der Trägerschaft an die AWO für die Kita Fasanenweg ihres Wissens keine europaweite Ausschreibung erfolgt sei. Jan-Philipp Beck (SPD) erklärte in Reaktion auf Richard Wilmers Einwurf, dass mit dem Beschluss von einer Kehrtwende keine Rede sein könne. Nun würden lediglich weitere Optionen in Betracht gezogen. Die Abwägung der Verwaltung im Falle eines Neubaus werde nicht in Frage gestellt. Gemeinsam mit Lothar Biege und Ulrike Koller argumentierte er, dass sich durch die Prüfungen kaum ein schwerwiegender Zeitverlust ergeben werde. Eine europaweite Ausschreibung sei allerdings zu vermeiden, so Biege. Ursula Schweer (CDU) hob die Einrichtung einer „Bauernhof-Kita” als interessantes Projekt hervor. Heiko Tadge, Vorsitzender der Fraktion der Christdemokraten erklärte, dass er durch die Formulierung des Prüfauftrags die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben für die Betreuungsmöglichkeiten nicht gefährdet sehe, so dass die CDU zustimmen könne. Foto: bb