Landwirte sind bekanntermaßen vom Wetter abhängig und müssen sich jedes Jahr aufs Neue mit den unterschiedlichen Wetterbegebenheiten arrangieren. Mal ist es zu nass oder zu trocken, mal zu heiß oder kalt, dann wieder zu windig. Selten ist alles perfekt. Doch was die Landwirte im Landkreis aktuell erleben, führt noch ein wenig weiter. Erntereif stehen die Pflanzen auf den Felder und warten nur darauf abgeerntet zu werden. Seit Montag sind erheblich Mengen an Wasser vom Himmel gefallen, teilweise 100 Liter pro Quadratmeter. Der Erntebeginn fällt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. „Der Dauerregen aus den vergangenen Tagen wird definitiv seine Spuren hinterlassen”, meint auch der Probsthäger Landwirt Christian Schweer. Durch den vielen Regen und den Wind leidet die Qualität des Getreides. Die ohnehin schon schweren Ähren büßen durch die Nässe ihre Standfestigkeit ein und knicken ab. Dieses sogenannte Lagergetreide (am Boden liegendes Getreide) hält die Feuchtigkeit noch länger als der stehende Bestand. „Außerdem ändern sich so die Backeigenschaften des Getreides”, fügt Schweer an. Bei Feuchtigkeit bilden die Pflanzen das Enzym Alpha-Amylase, welches die enthaltene Stärke versetzt. Kommt es dazu, kann das Getreide nur noch als Tierfutter genutzt werden. „Der Regen stellt ein enormes Ernteerschwernis dar”, sagt der Landwirt im Gespräch mit unserer Zeitung. „Weizen, Roggen und Triticale sind stark auswuchsgefährdet, wenn wir noch länger nicht ernten können.” Und es könnte noch eine Weile dauern, bis die Erntemaschinen wieder genutzt werden. Denn auch wenn die Körner wieder trocken sind, können die Mähdrescher noch nicht die Arbeit aufnehmen. Die Böden sind dann noch immer wassergesättigt und nicht befahrbar. Die schweren Gerätschaften würden sich entweder im Schlamm festfahren oder auf den nassen Äckern Schäden in der Bodenstruktur verursachen. „Ohne Sonne und Wind dauert die Phase des Trocknens deutlich länger”, weiß Schweer. In der Hoffnung auf besseres Wetter kann er sich momentan nur anderen Aufgaben zuwenden. Foto: gr