Kein Bagatelldelikt „Viele sehen es auch heute noch als Bagatelle, aber die ist es bei weitem nicht”, spricht sich Kreisforstamtsleiter Lothar Seidel deutlich gegen Müllsünder aus. Dabei sei es nicht die Masse, die ihren Müll achtlos in der Landschaft hinterlassen würde. „Wir haben auch das Gefühl, die Sensibilität für dieses Thema nimmt zu. Vielleicht bekommen wir dieses Problem ja irgendwann in den Griff”, sagt Seidel. Das Thema Müll begleite ihn und die Förster bereits seit Jahrzehnten. Auch die Kollegen vom fürstlichen Forstamt seien hiervon dauerhaft stark betroffen. Ist für die einen der Wald ein Ort der Ruhe, nutzen ihn einzelne zur Abladung ihres ungeliebten Mülls. „Dabei ist niemand gezwungen, so zu handeln. Wir haben hier vor Ort ein gut funktionierendes Entsorgungssystem für jegliche Art von Müll”, sagt Seidel. Auch die Stadt Bückeburg habe mittlerweile mehrfach in der Woche mit illegalen Müllablagerungen zu tun. „Insbesondere die Bereiche an den Altglas- und Altkleidersammelstellen sind hierbei betroffen, wobei vor allem die Standorte Parkpalette, Neumarktplatz und Windmühlenstraße problematisch sind, sagt Lennard Braun, Fachgebietsleiter Bürgerservice der Stadt Bückeburg. Matthias Auer, Pressesprecher der Polizei Bückeburg, berichtet, dass auch der Polizei regelmäßig wilde Müllkippen gemeldet würden. Jedoch seien die Anzahl der Delikte die Jahre über weitestgehend gleich geblieben. So gab es im vergangenen Jahr 13 Straftaten gegen das Umweltrecht sowie 26 Ordnungswidrigkeiten. Ähnlich sah es auch in den vergangenen zehn Jahren aus. „Natürlich sind das nicht alle. Da gibt es bestimmt auch genügend Delikte, von denen wir keine Kenntnis bekommen”, sagt Auer. Wild entsorgt werden alle Sorten von Müll – ob Haus-, Sperr- oder Baustellenmüll, teilweise auch gefährliche Stoffe, die Chemikalien oder Scherben enthalten und sich schädigend für Mensch und Tier auswirken können, beispielsweise Farbreste, Öle, Neonröhren und ähnliches. Neben einer Verletzungsgefahr bergen Scherben beispielsweise zusätzlich eine Brandgefahr. „Hier sind wir auch nicht mehr bei einem kleinen Vergehen, das ist kriminell”, sagt Seidel deutlich. „Wir befinden uns dann bereits bei Straftaten gegen das Umweltrecht”, erklärt Auer. „Teilweise werden gesamte Wohnungseinrichtungen entsorgt”, fügt Braun hinzu. Auf Spurensuche Hierbei würden die Müllsünder recht perfide vorgehen, oft gezielt abgelegene Stellen ansteuern, aussteigen, sich umschauen – und wenn keiner guckt, ihren Müll abladen. Falls im Wald beispielsweise einer der Förster oder Waldbesucher wilde Müllhalden mit gefährlichen Stoffen wie Scherben oder Chemikalien vorfinde, werde umgehend die Polizei verständigt, die dann die entsprechenden Ermittlungen aufnehme. Doch auch das Kreisforstamt selber geht auf Spurensuche. So könne das eine oder andere Mal der Verursacher ermittelt werden, doch nicht immer sind die gefundenen Hinweise zuzuordnen. „Es muss eindeutig bewiesen werden, wer der Verursacher war und die Beweise müssen gerichtsverwertbar sein”, erklärt Matthias Auer. Wenn die Polizei Kenntnis von einer wilden Müllhalde erhalte, würd sie immer herausfahren, sich den Müll genau anschauen, ob eine Straftat oder Ordnungswidrigkeit vorliege und nach Anhaltspunkten Ausschau halten, die auf den Verursacher hinweisen könnten. Dabei werden die Beamten durchaus kreativ und scheuen keine Wege – doch es gibt ebenso Fälle, bei denen sich die Polizisten sicher über den Verursacher sind, es aber nicht beweisen können. „Es gibt jedoch auch welche, die es zugeben, wenn wir Sie mit dem Vergehen konfrontieren”, so Auer. Erfreulicherweise gebe es aber immer wieder aufmerksame Bürger, die entweder verdächtiges Verhalten oder Müllhaufen entdecken und sie entweder der Polizei oder aber der Stadt Bückeburg melden. „Die meisten Meldungen gehen telefonisch oder über das Kontaktformular auf unserer Homepage ein”, berichtet Lennard Braun. „Sofern ein Täter auf frischer Tat ertappt wird, sollte man nicht zögern die Polizei zu verständigen und sich bestenfalls das Kfz-Kennzeichen und eine Personenbeschreibung zu merken”, sagen sowohl Braun als auch Matthias Auer. Wilder Müll und seine Folgen Neben der offensichtlichen Vermüllung, die für niemanden nett anzusehen ist, ergeben sich auch weitere Konsequenzen. Während Scherben und Chemikalien gefährlich für Mensch und Tier werden können, kann auch achtlos weggeworfener Grünschnitt aus den Gärten weitreichende Folgen für die Natur auslösen. Darin enthaltene Pflanzen könnten sich auswildern, im schlimmsten Falle einheimische und notwendige Pflanzen verdrängen. So kann das gesamte Gleichgewicht in Wald und Wiese aus den Fugen geraten. „Ganz nebenbei leidet aber auch das Image von Wald- und Forstamt sowie der Waldeigentümer – sieht es doch so aus, als würden wir unsere Wälder nicht sauber halten”, ärgert sich Kreisforstamtsleiter Seidel. Doch auch simpler Plastikmüll kann sich noch jahrzehntelang in der Natur ablagern: er verrottet nicht, sondern zerbröselt irgendwann und kann dann als Mikroplastik in die Bäche und Flüsse gelangen. Von dort aus ist der Weg in einen Tiermagen oder zurück in den Naturkreislauf nicht weit. Im Herbst käme dann noch die Problematik mit dem Fallobst hinzu, welches von vielen wild am Waldrand oder auf Wiesen ausgekippt wird. „Das Wild nimmt diese manchmal gut gemeinte „Spende” nicht an. Außerdem regt es Nachahmer an und kann ebenso Langzeitfolgen für die Natur haben”, erklärt Lothar Seidel. Auch in den Stadt- und Wohngebieten gebe es das Problem der Nachahmer: „Kleinere Müllhalden regen dazu an, dass andere ihren Müll einfach dazu schmeißen”, bestätigt Matthias Auer. Im Polizeialltag kommen ihm und seinen Kollegen häufiger Müllhalden unter, die von mehreren Verursachern stammen müssen. Auf Kosten der Allgemeinheit Beim Auffinden wilder Müllhaufen schicken die zuständigen Stellen jemanden heraus, um den Müll einzusammeln oder sie erledigen es selbst. Die Kollegen vom Kreisforstamt beispielsweise sagen in so einem Fall bei der Deponie bescheid und können den Müll dann dort kostenlos entsorgen. Andernfalls trägt die Allgemeinheit die Entsorgungskosten. Ähnlich sieht es auch im Stadtgebiet aus: Lennard Braun berichtet, dass innerhalb der Ortslage der Unrat gegen eine Kostenerstattung des Landkreises von der Stadt Bückeburg/den Mitarbeitern des städtischen Bauhofs eingesammelt würde. Außerhalb, also auch entlang der überörtlichen Straßen, sei je nach Lage der Straßenbaulastträger oder der Landkreis für die Beseitigung zuständig. Aufgrund einer Vereinbarung mit dem Landkreis wird ein Teil der anfallenden Kosten erstattet. Im Jahr 2017 seien so etwa 8000 Euro zusammengekommen, wovon ein Betrag von 3530 Euro übrig blieb, den die Stadt selber tragen musste. Eine genaue Mengenangabe zum illegal abgeladenen Müll sei nicht möglich, so Braun. Die Stadt sei generell bestrebt, gemeldete oder selbst festgestellte Müllablagerungen schnellmöglich zu beseitigen, um Nachahmungen zu vermeiden. Darüber hinaus würden die Mitarbeiter des Bauhofes nach Hinweisen zu den Verursachern suchen. Finden sie welche, würden die Funde der unteren Abfallbehörde des Landkreises gemeldet, die dann entscheide, ob ein Verfahren eingeleitet werde. Strafen für Müllsünder Die Geldbußen würden nach Aussage des Landkreises bei Ordnungswidrigkeiten bei 50 Euro anfangen, erklärt Lennard Braun. „Wobei sich die konkrete Höhe neben dem Tatvorwurf auch an den Einkommensverhältnissen der Täter orientiere”. Auch Matthias Auer erklärt, dass sich die Strafen in verschiedene Abstufungen nach Menge, Ablageort und ähnlichen orientiere. Auf Nachfrage bei der unteren Abfallbehörde des Landkreises, erklärt diese, dass für einen abgelagerten blauen Sack voll Müll etwa 78,50 Euro Strafe (pro Sack) auf den Verursacher zukomme. „Bei größeren Mengen kommt da schon eine ordentliche Summe zusammen”, bestätigt Auer. Aktuelles, krasses Beispiel von dem der Polizeibeamte berichten konnte: Vor rund zwei Monaten hatte jemand in Ahnsen seinen Bau- und Renovierungsmüll in eine eigens mit dem Bagger gegrabene Grube gekippt. Ein wachsamer Nachbar informierte die Polizei, die ihrerseits mit einem Bagger anrücken musste. „Entsorgungsmentalität” „Zwar gibt es nicht mehr Müllsünder, aber gefühlt ist die Entsorgungsmentalität eine andere geworden. Heute wird zum Teil offensichtlicher und unverfrorener Müll entsorgt. Man macht es sich einfacher”, erklärt Matthias Auer. Auch Lothar Seidel vom Kreisforstamt berichtet, dass inzwischen jeder Forstbetrieb vier bis fünf Ecken habe, wo immer wieder Müll aufgefunden werde. „Es ärgert einen total, dabei ist es so unnötig”, betont Seidel. „Wir müssen darauf setzen, dass sich das Denken in den Köpfen der Verursacher ändert und wenn andere sehen, dass sich einige vorbildlich verhalten, es hoffentlich ebenso nachmachen”. Lennard Braun informiert nochmal abschließend: „Problemabfälle, kleine Abfallmengen, Sperrmüll und Elektroaltgeräte können auf dem Recyclinghof der AWS (Kreuzbreite 57) an jedem ersten und dritten Dienstag von 12 bis 18 Uhr abgegeben werden. Darüber hinaus betreibe die AWS diverse Entsorgungszentren. Die Gebühr für die Abholung von Sperrmüll beträgt laut AWS 45 Euro je angefangener drei Kubikmeter – zumindest alle mal weniger als rund 80 Euro Strafe pro widerrechtlich entsorgtem Müllsack. Doch oberste Intention für die richtige Müllentsorgung sollte nicht der Geldbeutel sein, sondern der Wille und Wunsch für eine saubere und gesunde Umwelt. Foto: nh/Polizei