Die derzeit voll belaubten und dicht beieinander stehenden Bäume sind gleich doppelt bedeutsam. Sie weisen den Weg zum Erbbegräbnis der Eigentümer des Gutes. Zugleich zeigen sie den Verlauf des Grenzknicks zwischen der ehemals hessischen Grafschaft Schaumburg und dem Kurfürstentum Hannover. Noch heute sind in direkter Nachbarschaft Grenzsteine zu finden. Der ungewöhnliche Wuchs der Bäume geht auf das „Schneiteln” (Schneiden) zurück, mit dem noch bis ins 19. Jahrhundert Futter und Streu für Nutztiere gewonnen wurde. Weil dies in regelmäßigen Abständen in immer gleicher Höhe geschah, erhielten die Kronen ihr etwas skurriles Aussehen. Solche Schneitelbäume können sehr alt werden. Die hiesige Allee dürfte bereits seit über hundert Jahren entsprechend genutzt worden sein. Ihr Eigentümer Otto von Blomberg kümmert sich intensiv um den Erhalt, indem er entstehende Lücken durch junge Hainbuchen ergänzt. Vor allem aber lässt er sie etwa alle zehn Jahre nach historischem Vorbild schneiteln – eine „hanebüchene” und mühsame Arbeit. Die Baumreihe bei Nienfeld steht somit auch repräsentativ für die Bedeutung der Alleen und macht einmal mehr die Wichtigkeit ihres Schutzes und Erhalts deutlich. Dafür setzt sich das seit Februar 2019 vom NHB durchgeführte und von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderte Projekt „Alleepaten für Niedersachsen” ein, das unter der Schirmherrschaft von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann steht. Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks aus Patenschaften, in dem sich Ehrenamtliche für die Alleen vor ihrer Haustür engagieren können. Bereits 2018 hatte der NHB Vorschläge für eine Liste von rund 2000 der wichtigsten und schönsten Alleen Niedersachsens gesammelt. Diese ist im Internet unter alleen-niedersachsen.de zu finden. Außerdem wandert eine Ausstellung mit dem Titel „Land der Alleen – die schönsten und wertvollsten Alleen in Niedersachsen” durch verschiedene Orte. Foto: al