Unter dem Turm der Stiftskirche „St. Marien” hatten gleich mehrere städtische Organisationen eine kleine Budenstadt mit Tischen und Stühlen und einer Bühne aufgebaut, um ihr Museumsfest zu feiern, das in den letzten zwei Jahren nicht stattfinden konnte.
Unter dem Motto: Obernkirchen ist anders, wurde auf dem Kirchplatz und an verschiedenen Stellen in der Stadt auf die zahlreichen musealen Kleinode aufmerksam gemacht, die es in Obernkirchen zu bewundern gibt. Museumsmitarbeiter Siegfried Hoffmann führte stündlich Gruppen auf einer schmalen Sandsteintreppe in den Glockenturm der Stiftskirche und erzählte den Besuchern die Geschichte der Kirche, die bis ins Jahr 815 zurückgeht. Damals soll Kaiser Ludwig der Fromme in Obernkirchen eine Niederlassung von Benediktinerinnen ins Leben gerufen haben. Damit wäre die Stadt nicht nur die älteste Klostergründung zwischen Weser und Leine sondern eine der ersten klösterlichen Stiftung auf altsäsischem Boden überhaupt. Zurzeit wird die Kirche renoviert. Weil die finanziellen Mittel knapp sind, setzt der Förderverein der Stiftskirche dabei auf Eigeninitiative und ehrenamtliche Hilfe. Der steile Aufstieg in den Turm gab zudem den Blick frei über die Dächer der Stadt und in die Ferne. „Bei klarer Sicht sind die Dümmer Berge zu erkennen”, so Siegfried Hoffmann. Nach einem Blick in den Stiftsgarten erläuterte „Kultur-Fenster”-Vorsitzender Rolf-Bernd de Groot den Besuchern die „Zehntscheune”, eines der jüngeren Projekte in der Obernkirchener Kulturlandschaft. Mit Fördergeldern wurde die alte Scheune am Stift restauriert und umgebaut und dient nun fünf Schaumburger Museen als Zentrallager für Exponate. „Beim Umbau kamen alte Steinkohleflötze zum Vorschein, die einmal mehr belegen, dass die Stadt ein Bergbauzentrum war”, so de Groot beim Rundgang durch die Vergangenheit. Ein weiteres Stück Geschichte war für auswärtige Besucher allerdings nur schwer zu finden. Leider gab es kein sichtbares Hinweisschild auf die alte „Schlosserei Bornemann”. So sind sicher einige Besucher aus Unwissenheit an dieser musealen Werkstatt vorbeigefahren oder -gegangen. Dabei gibt gerade dieses technische Denkmal Einblick in eine fast vergessene Handwerkskunst. Das „Kulturfenster Obernkirchen” hat mit öffentlichen europäischen Finanzmitteln die Sanierung durchführen lassen, obwohl es anfänglich Widerstände gegen die Maßnahme gegeben hatte. Die Bornemannsche Werkstatt soll sich in der weiteren Zukunft als lebendiger Informationsort präsentieren. Im restaurierten Wirtschaftsteil des Gebäudes wird eine museale und mediale Präsentation die Geschichte des Hauses erlebbar machen, aber auch die Entwicklung der heutigen „Bornemann Pumps” von bodenständiger Handwerkskunst bis zum innovativen Maschinenbauunternehmen nachzeichnen. Zum Museumsfest gehörte aber nicht nur Zeitgeschichtliches sondern auch Gegenwärtiges. So gab es Musik vom Feinsten auf dem Kirchplatz, als das „Jojo goes Jazz”-Quartett auf der Bühne stand. Höhepunkt war allerdings die „Greentown Jazzband”, die der Kulturfenster-Vorsitzender auf eine Stufe stellt mit der legendären Chris Barber-Band. Die sechs Vollblutmusiker aus Ljubljana/Slowenien spielten Ragtime, Dixieland, Blues und Swing und animierten die begeisterten Besucher zum Mitwippen und -tanzen.
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