Daran lässt sie regelmäßig auch andere Heimbewohner teilhaben. Richtig ansteckend kann sie wirken, wenn sie fröhliche Lieder singt, Gedichte rezitiert oder aus ihrem Leben erzählt. Als Stoffmalerin war sie im damals bekannten hannoverschen Unternehmen Günter Wagner beschäftigt. Überhaupt liebte die im dortigen Stadtteil Leinhausen Geborene das quirlige Leben der Metropole. Erst vor rund sechs Jahren kam sie an den Deister, um hier vom Pflegepersonal liebevoll umsorgt zu werden. Und wenn auch das Gedächtnis und die Sehkraft nachlassen: An allen Aktivitäten im Haus nimmt sie eifrig teil. Freude bereiten ihr zudem kleine Ausflüge mit den Angehörigen oder mit Heimbewohnern.
Nur die Aufregung um ihren Jubeltag ist ihr gar nicht einmal so recht. „Ich habe doch immer nur bescheiden gelebt, da muss man doch jetzt nicht so einen Wirbel machen”, sagt sie – und kann ein feines Schmunzeln nicht verbergen. Aber sie freut sich schon, wenn die Tochter mit Familie kommt. Zwei Enkelkinder gehören dazu, von denen eines sogar in England lebt und eigens wegen der Oma nach Feggendorf reist. Ganz sicher wird dann laut gesungen. Und Hildegard Müller muss bestimmt aus ihrem großen Repertoire von Versen Kostproben geben.
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