Beim 2:0 blieb der Däne cool, obwohl die Kölner Verteidiger und Keeper Faryd Mondragon wild gestekulierend Abseits forderten. Diese beiden Glanzpunkte sicherten ein 2:1 gegen den 1. FC Köln. Gleichzeitig kam Hannover 96 dem Klassenerhalt dadurch einen ganz entscheidenden Schritt näher. Richtige Festtagsstimmung kam trotz besten Sommerwetters nicht auf. Zu schwach war einfach die Gesamtleistung der Roten. Trainer Dieter Hecking betrachtete alles aus einem anderen Blickwinkel. Er zollte seinem Team „ein Riesenkompliment.” Die Fokussierung auf die schwache zweite Halbzeit, ärgerte den Chefcoach maßlos: „Man kann sich nicht einmal mehr freuen, dass wir drei Punkte geholt haben. Meine Mannschaft hat sich gegen den drohenden Abstieg gewehrt. Die Spieler stehen unter Druck, sie sind auch Menschen, sie können auch die Tabelle lesen.”
Insbesondere die dauernde Rückorientierung hatte die Zuschauer genervt. Selten war Torhüter Robert Enke in einer Heimpartie durch Anspiele der eigenen Mitspieler häufiger am Ball. Die Roten suchten bei guten Ansätzen in der ersten Halbzeit zu wenig das offensive Risiko. Teils sogar übertrieben, nicht nur einmal wanderte der Ball aus vorderster Front bis in die letzte Reihe zurück. Sehr pomadig wieder einmal das Spiel von Torjäger Mike Hanke. Er reagierte in einigen Situationen wenig mannschaftsdienlich, anstatt dem Mitspieler zu helfen, sich anzubieten, drehte er in andere Richtungen ab. Das läuferische Engagement ließ ebenfalls zu wünschen. Nur Jiri Stajner wieselte in gewohnter Manier über den Platz, war sich für keinen Weg zu schade. Eine schwache Halbzeit im Gesamtfazit trotz der Treffer in der 19. und 38. Minute.
In der zweiten Hälfte fing dann das große Zittern wieder an. Köln überraschte mit einem Blitzstart. Der eingewechselte Vucicevic flankte exakt auf den Kopf von Novakovic, der aus kurzer Distanz per Kopf den Anschlusstreffer zum 1:2 (47.) markierte. In der gesamten Restspielzeit summierten sich auf Seiten der Roten keinerlei positiv bemerkenswerte Szenen mehr.
Negativ fiel einmal mehr Hanke mit total verzogenen Flanken hinter das Tor oder Fehlpässen auf. Die Fans quittierten diese Fehlleistung mit gellenden Pfiffen. Trainer Dieter Hecking schützte den Mittelstürmer und wechselte nicht aus. Köln drückte mit Macht auf den Ausgleich. Das 96-Bollwerk hielt. Wieder einmal gelang der erhoffte Befreiungsschlag im Abstiegskampf. Treffend kommentierte Torhüter Enke. „Durchgebracht - das zählt im Abstiegskampf.” Mit einem Polster von sieben Punkte auf den Relegationsplatz gehen die Roten in die letzten fünf Partien.
Strahlemann des Tages war Christian Schulz. Nach seiner starken Leistung beim achten 96-Heimsieg darf der Innenverteidiger auf eine Berufung in das Nationalteam hoffen. Bundestrainer Jo-
achim Löw beoachtete die Partie vor Ort. Möglicherweise geht Schulz gemeinsam mit Robert Enke auf die Asienreise vom 26. Mai bis 2. Juni. Der 26-Jährige erklärte verschmitzt: „Ich habe noch keinen Urlaub gebucht.”