BÜCKEBURG (hb/m). Am 28. Mai vollendet Hans Steinhage sein 90. Lebensjahr in Oldenzaal. Dazu gratulieren auch die Bückeburger Katholiken. Für den Pfarrgemeinderat bedankt sich Johannes Kersting für das mehrfache Erscheinen in Bückeburg. Der 1919 geborene Niederländer hatte im Jahr 2007 die Tafel an der Muckermann-Passage enthüllt. Am 17. August 2008 war er zusammen mit Dr. Johannes Schwarte aus Münster im „Zeitzeichen” zum 125. Geburtstag von Friedrich Muckermann bei NDR und WDR zu hören. Im letzten Herbst war Hans Steinhage als Zeitzeuge und Ehrengast bei der Veranstaltung „Bückeburger im Widerstand” anwesend. Steinhage wurde 1940 kurz nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Oldenzaal festgenommen und in das KZ Sachsenhausen gebracht. Der Grund für seine Verhaftung war die Hilfe für den Bückeburger Jesuitenpater Friedrich Muckermann. Dieser floh 1934 nach Holland, um seiner Verhaftung in Deutschland zu entgehen. Von den Nazis wurde er steckbrieflich als Staatsfeind Nr. 1 verfolgt, weil er vom holländischen Oldenzaal aus zusammen mit Josef Steinhage, Vater des Jubilars, die Wochenzeitung „Der deutsche Weg” herausgegeben hatte. In dieser bekanntesten Exilzeitung wurde das durch die Nazi-Regierung verübte Unrecht angeprangert. Als nach dem Einmarsch der Wehrmacht Vater Josef nicht aufzufinden war, wurden seine Kinder Hans und Myrcell Steinhage verhaftet und in KZs gebracht. Beide überlebten; Myrcell ist vor einigen Jahren gestorben. Auf einem Muckermann-Treffen im Jahr 2008 war die eigene Familie erstaunt darüber, wie freimütig Hans Steinhage über seine Zeit im KZ Sachsenhausen sprach. „Als wir Kinder waren, hat er nie darüber gesprochen”, bemerkte Tochter Annelies. Nun schien es, als habe der Niederländer die schlimme Zeit endlich überwunden. „Das belastet mich jetzt nicht mehr, das waren nur fünf von 89 Jahren”, bekannte er gegenüber Kersting. Bereitwillig zeigte er bei diesem Treffen in Oldenzaal auch seine KZ-Kleidung, die er in den Jahren 1940-1945 getragen hatte. Erst kürzlich im April dieses Jahres übereignete er diese anlässlich der diesjährigen Erinnerungsfeier der Gedenkstätte des ehemaligen KZ-Lagers Sachsenhausen.
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Johannes Kersting (l.) hat gemeinsam mit Hans Steinhage in 2007 die Muckermann-Passage eingeweiht.