Allerdings: Eine Vergnügungstour war das nicht. Der Terminkalender blieb an allen Tagen dicht gefüllt. Meistens kamen die Mädchen erst gegen 21 Uhr zurück ins Hotel: „Wir fielen nur noch müde in die Betten.”
Das Programm ging schon am ersten Tag los: 17 Stunden Flug und sieben Stunden Zeitverschiebung durften den jungen Athletinnen nichts ausmachen: Einer Stadtbesichtigung und einem kurzen Einkaufsbummel folgte ein Empfang beim Gouverneur, bevor das erste dreistündige Judotraining in der Shogyoko Schule begann. Asami war ihre von Gewicht und Größe adäquate Gegnerin.
Aber bei den Techniken sind die Athleten im Stammland des Judo den Mitteleuropäern weit voraus. Vor allem deren Schnelligkeit machte den deutschen Talenten zu schaffen. Trotzdem gelang ihnen der eine oder andere Wurf. Zudem hatten die Deutschen bei den Bodenkämpfen die Nase vorn. So setzten sie vorwiegend Haltegriffe und „Würger” ein. Den Abschluss des Trainings bildete übrigens ein letzter Kraftakt: 100 Liegestützen und 100 Kniebeugen im Kreis springend.
Bei Besuchen im Schulunterricht staunten die deutschen Gäste über die einheitlichen Uniformen und über die „Spezialschulschuhe”, die beim Betreten der Einrichtung anzuziehen waren. Beim Toilettengang war die Fußbekleidung ein weiteres Mal zu wechseln.
Katinka lernte einige japanische Schriftzeichen und durfte am Englischunterricht teilnehmen. „Lustig war das Training in der Jungenschule”, berichtet sie: Da deren Mitglieder deutlich größer und kräftiger waren, entschieden sich die niedersächsischen Mädchen, dass immer zwei gegen einen Japaner anzutreten hatten. Da war die Freude der Gegner offenbar noch größer. Zum Höhepunkt des Aufenthalts wurde ein Training beim japanischen Judoverband. Dort gab es für Katinka ein Wiedersehen mit Olympiasieger Katzuki, den sie vor Jahren bereits bei einem Training in Hamburg hatte kennenlernen können. Es folgten noch eine Menge weiterer Übungseinheiten.
Bei der Verständigung reichten die Englisch-Kenntnisse nicht immer aus. Dann mussten Gestik und Zeichensprache herhalten. Hilfestellung kam zudem von Mario Damann, der als Dolmetscher in Japan lebt. Foto: al