Unter all den verschiedenen Charakteren der Menschen, gibt es genauso viele unterschiedliche „Präsent-Typen”. Mein Bruder zum Beispiel, er hat irgendwann angefangen keine willkürlichen Mitbringsel zu besorgen, sondern jedem von uns das Selbe zu kredenzen. Kredenzen passt in dieser Hinsicht gut, da er gern mit Nudelholz bewaffnet in der Küche steht und uns Lebkuchen nach Omas altem Rezept backt. Dazu kommen für jeden die gleichen „Extras”. In einem Jahr waren das beispielsweise dicke Wollsocken. Hübsch verpackt und mit Liebe verschenkt. Eine tolle Idee wie ich finde - vorallem stressfrei. Letzteres passt in diesem Fall nicht für mich. Wenn ich anfange zu backen, endet dies meist mit einer völlig zu geklecksten, mit Teig verschmierten Küche. Hinterher habe ich mehr Arbeit alles wieder sauber zu kriegen. Doch mein Bruder - der kann das und es schmeckt auch noch verdammt lecker. Stricken können wir übrigens beide nicht. Dann gibt es Präsente-Kauf-Typen wie meinen Vater: Der weiß, meine Mutter mag ein besonderes Parfüm. Jetzt kann sich jeder denken was am Heiligabend unter dem Christbaum liegt. Richtig. Genau diese Note, jedoch in allen Variationen. Bodylotion, Eau de Toilette und Duschgel. Aber so sind Männer halt. Was einmal gepasst hat, das passt auch im nächsten Jahr. Über einige wenige Versuche mit ihm loszugehen und etwas „ausgefallenes” für meine Mutter zu kaufen, möchte ich nicht weiter eingehen. „Das tauscht sie eh wieder um”. Ja und irgendwie hat es wirklich nie geklappt. Spätestens im neuen Jahr sind die beiden losgefahren, um das vermeintlich „tolle” Geschenk in etwas Brauchbares zu tauschen. Die wahren Präsente-Profis sind und bleiben die „Muttis” dieser Welt. In meiner Kindheit habe ich stets ein wahres Geschenke-Paradies vorgefunden. Die helle Vorfreude, wenn ich am Vormittag mit ihr den Baum geschmückt habe und es kaum erwarten konnte das endlich Bescherung ist. Abends im Bett liegend fiel das Einschlafen dann schwer, weil sich die Gedanken immernoch um all die tollen neuen Spielzeuge drehten. Das man als Kind Weihnachten anders wahrnimmt ist nichts Neues. Mit jedem kommenden Lebensjahr wird es leider weniger. Bereits im Teenager-Alter ernten die Verwandten für Geldgeschenke wahre Freudensprünge. Schließlich wissen Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel irgendwann nicht mehr wirklich, was ein Heranwachsender unheimlich gerne hätte. Und selbst wenn, es ist sowieso immer das Falsche. Heute, auf die 30 zugehend, spielt sich eine ähnliche Szene ab. Meine Mutter fragt: „Was wünscht du dir denn?” Es folgt eine lange Liste an Dingen, die man eben als Erwachsener so benötigt. Und darauf die Antwort: „Gut, also Geld”. Sind größere Anschaffungen geplant, freut man sich schließlich über jeden zusätzlichen Cent, den man nicht selbst wuppen muss. Die Spannung geht da natürlich völlig verloren. So klammert man sich also an den Gedanken, dass einem der Liebste etwas total Ausgefallenes, Bahnbrechendes, Nie-da-gewesenes unter den Baum legt. Ich selbst ordne mich ja sowieso dem „Individuellen-Geschenke-Aussuch-Typ” zu. In den gesamten Elf Monaten vor Weihnachten versuche ich herauszufinden, was Verwandte und Freunde gebrauchen könnten. Oder ich besorge lustige Dinge, die nicht wirklich von Nöten sind. Ich bin jemand, der unheimlich viel Spaß daran hat, die kleinen und großen Mitbringsel hübsch zu verpacken. 0815-Papier kommt mir nicht ums Präsent. Genug geredet. Es zählen Fakten: Ich habe in diesem Jahr wirklich noch kein einziges Geschenk. Die guten Vorsätze habe ich ganz klammheimlich an die Seite geschoben.
Ich glaube, ich versuche es an diesem Weihnachtsfest doch einmal nach Bruder-Manier. Im Internet werde ich nach Rezepten für ausgefallene Pralinen suchen und meine Küche in ein Schlachtfeld verwandeln. Dann fahre ich los und besorge mir Geschenkverpackungen: Vielleicht eine Tasse, die dann für den täglichen Morgenkaffee weiter genutzt wird. Eine Vase, eine Müslischüssel und andere Gefäße mit hohem Nutzungsgrad. Zwar auf den letzten Drücker, aber am Ende doch alles mit Liebe verschenkt.
Allen Lesern wünsche ich ein besinnliches und fröhliches Weihnachtsfest: Mit diesmal ganz bestimmt passenden Geschenken unter dem Baum.

BUZ: Das einzige Mitglied meiner Familie, das mit einem Sack Möhren als Weihnachtsgeschenk vollends zufrieden ist. Sandra Walschek.