„Es ist noch nicht zu spät” lautet die eindringliche Botschaft, die Mitglieder des Vereins Landschaftsschutz Schaumburg (LSS) in den Landkreis schicken. Im Kampf gegen den Bau des Gesamtklinikums in der Vehler Feldmark rufen sie die Bevölkerung zur Unterstützung auf. Nachdem der LSS eine Eigenklage gegen den Planfeststellungsbeschluss zum Bau der Kreisstraße 73 eingereicht hatte, wurde vor wenigen Tagen Widerspruch gegen die erteilte Baugenehmigung eingelegt.
Nächster Schritt ist das Normenkontrollverfahren gegen den Bebauungsplan, von dem sich die derzeit 25 Mitglieder die höchsten Erfolgsaussichten versprechen. Der gesamte Entscheidungsprozess inklusive Standortsuche würde darin nachgeprüft. Reelle Chancen, dass ein Richter der Kritik an der Planung zustimme, gebe es durchaus, sagte Thomas Knickmeier während eines Infoabends. Der Verein sei „fest davon überzeugt”, dass er die Planung kippen könne. „Wir stehen jetzt sozusagen in der Arena, ,mittendrin im Ring”, so LSS-Vorsitzender Gerhard Kirchner. An ihrer Seite sind die Augsburger Anwälte Dr. Stefan Wagner und Dr. Astrid Funke, die auf Empfehlung der Grünen-Politikerin und MdB Katja Keul wegen ihres „grünen Herzens” engagiert worden sind. Seit ihrer Gründung habe sich die einstige Bürgerinitiative auf diesen Rechtsweg vorbereitet, mit der Vereinsgründung und dem Beitritt in den Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) die rechtlichen Voraussetzung für eine Verbandsklage geschaffen. Dem Klageweg sind jedoch finanzielle Grenzen gesetzt, Spenden dringend gebraucht.
Einiges soll ein „Benefizkonzert zur Erhaltung der Vehler Feldmark” einbringen, das für den 31. Mai geplant ist. Vier bis fünf Bands hätten bereits zugesagt, unter ihnen „little jazz” und „Hand to Hand”. Aktuell gehe es nun darum, neues Bewusstsein in der Bevölkerung zu wecken und mit der Vorstellung aufzuräumen, dass zum jetzigen Zeitpunkt nichts mehr bewegt werden könne.
Politische Unterstützung erhält der LSS dabei von den Grünen und der Grünen Jugend (GJ) Schaumburg, die mit zwei Vertretern am Infoabend teilnahm. „Ich hoffe, dass wir da noch mehr bewegen können, da liegt noch nicht ein Stein”, sagte GJ-Sprecher Ahmed Agdas. Wie die LSS sei auch er nicht gegen die Zusammenlegung, doch mit Erschließungskosten in Höhe von sieben Millionen Euro würde so Geld „aus dem Fenster geschmissen”. Bessere Voraussetzungen sieht er in einem Grundstück an der B 65, das auch der Verein als Alternative bewirbt. „Völlig falsch” ist der Standort in den Augen von Hubertus Czech.
Demografische Perspektiven wie eine mögliche Kreiszusammenlegung sieht er darin nicht berücksichtigt, die allgemeine Zersiedelung werde sich so weiter fortsetzen. Georg Kütemeier bemängelte den Informationsfluss. Niemand wisse mehr, welche Stationen eingerichtet, wie Zimmer künftig belegt würden und wie die Versorgung der Angestellten aussehe. Zudem seien Bestandteile wie das Ärztehaus oder ein Klinikkindergarten bereits gestrichen. „Von der ursprünglichen Qualität ist laufend abgebröckelt worden.”
Der Bückeburger Mediziner Dr. Andreas Schulz bestätigte, dass auch zur Ärzteschaft Funkstille herrsche. Mit Blick auf die Sicherung der Patientenversorgung halte er den geplanten Klinikbau für „Wahnsinn”. Die veranschlagten Patientenströme seien aus seiner Sicht absurd, da Patienten aus dem Südkreis sich in Hameln und Minden behandeln ließen, der Nordkreis bei der Planung außen vor sei.
Aus allen Wortbeiträgen sprach die grundsätzliche Stimmung, von Politik und Verwaltung sowie seitens der Klinikbetreiber vorab nicht ausreichend informiert oder „verschaukelt” worden zu sein. Eine echte Bürgerbeteiligung habe es nie gegeben.
Wer die Finanzierung der Klage mit einer Spende unterstützen möchte, kann diese auf das Konto „Landschaftsschutz Schaumburg e.V.”, Sparkasse Schaumburg, Kontonummer 313138901, Bankleitzahl 25551480, überweisen.
Weitere Infos unter 05724/8350, via Email an sumpfklinik@googlemail.com und auf www.sumpfklinik.de.Foto: nb