Einer der ausgestellten Infoständer erinnert an Alexandra Grinkewitsch, die von den deutschen Besatzern 1942 aus einem kleinen Dorf bei Minsk in der damaligen Sowjetunion nach Bückeburg verschleppt wurde, um sie dort Zwangsarbeit unter unmenschlichen Bedingungen leisten zu lassen. Befreit durch US-Truppen bei Kriegsende erfuhr sie nach ihrer Rückkehr, dass ihre Familie 1943 von deutschen Soldaten ermordet wurde. Ein anderes Banner schildert das Schicksal des Ehepaares Hertha und Rudolf Freudenthal aus Lauenau, die durch die zunehmende Entrechtung jüdischer Bürger gezwungen wurden, ihren Besitz zu verkaufen. 1943 wurden sie nach Warschau deportiert und starben entweder unter den unzureichenden Lebensbedingungen im Warschauer Getto oder wurden im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Verfolgung vor den Haustüren der Schaumburger: Jürgen Lingner und Andrea Henning vom Förderverein ehemalige Synagoge Stadthagen erklärten bei der Ausstellungseröffnung, dass die auf insgesamt 20 Bannern dargestellten Schicksale auch exemplarisch stehen würden für verschiedene Gruppen, die in Nazi-Deutschland verfolgt wurden. Juden, Zwangsarbeiter aus anderen Ländern Europas, Menschen mit Behinderung, Zeugen Jehova sowie Kommunisten, Sozialdemokraten und andere in ideologischem Gegensatz zum Regime Stehende aus vielen verschiedenen Ortschaften Schaumburgs werden so in Erinnerung gerufen. Von den 57 Juden die 1933 in Stadthagen lebten, fanden drei entrechtet vor der Deportation den Tod, 30 wurden vertrieben, 22 wurden ermordet, eine Frau überlebte die Todeslager, eine überlebte unter ungeklärten Ursachen in Stadthagen, ging Jürgen Lingner näher auf diese Opfergruppe ein. Andrea Henning, die mit Lingner die Ausstellung erarbeitete, erklärte, dass es gelte, Empathie für die Opfer zu entwickeln und gleichzeitig der historischen und moralischen Verantwortung gerecht zu werden. Ausstellung für Öffentlichkeit zugänglich: Die stellvertretende Landrätin Helma Hartmann-Grolm dankte dem Förderverein ehemalige Synagoge für das Erstellen der Ausstellung, die die Opfer aus der Anonymität hole, dem Betrachter die Geschichte und gleichzeitig die Demokratie nahe bringe. Landesbischof Karl-Hinrich Manzke betonte, dass anzuerkennen sei, dass es Teil der deutschen Geschichte sei, unermessliches Leid über die europäischen Völker gebracht zu haben. Es sei ein Gebot der Wahrhaftigkeit, die Spuren der Menschen zu bewahren, „denen man in Deutschland und Schaumburg das Recht auf Leben abgesprochen hatte”. Der Leistungskurs Geschichte des WBG setzte sich in einem Beitrag mit dem Thema in Bezug auf eine bevorstehende Reise nach Polen und zum Lager Auschwitz auseinander. Die von den Sponsoren Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, der Schaumburger Landschaft und der Bürgerstiftung Schaumburg geförderte Ausstellung ist im WBG auch für die Öffentlichkeit zugänglich von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 16 Uhr, bis zum 20. März. Anschließend wird sie an der IGS Schaumburg sowie am Ratsgymnasium gezeigt und soll auch weiteren Schulen und Institutionen im Landkreis zur Verfügung gestellt werden. Interessenten können sich beim Förderverein ehemalige Synagoge melden.Foto: bb