LANDKREIS (bb). Der Bedarf nach Unterstützung gewaltbetroffener Frauen und Mädchen im Raum Schaumburg ist im Zuge der Lockdown-Maßnahmen gestiegen, weil sich diese verschärfend auf die Situation in den jeweiligen Haushalten auswirken. Diesen Schluss lässt die Statistik des Jahres 2020 zu, die das Team des Mädchen- und Frauenberatungszentrums „BASTA” vorstellte. In ohnehin spannungsgeladenen Familienkonstellationen und Paarbeziehungen, in Haushalten, in denen Täter gewalttätig sind, würden die Folgen der Corona-Pandemie die Probleme verstärken, so die Feststellung der BASTA-Mitarbeiterinnen Inge Wehking und Claudia Walderbach sowie ihrer Kolleginnen. 2020 führte die Beratungsstelle 873 Beratungsgespräche insgesamt, dies ist nahezu die gleiche Anzahl wie 2019 (mit 882 minimal mehr). Die Anzahl der Beratungsfälle blieb ebenfalls nahezu konstant, erhöhte sich leicht von 150 auf 154 in 2020. In vielen anderen Einrichtungen sind durch die Einschränkungen der Pandemie die Zahlen jedoch zurückgegangen, zudem verfügte „BASTA” in 2020 über eine geringere Beratungskapazität als zuvor. Wenn die Anzahl der Beratungsgespräche bei BASTA trotzdem gleichgeblieben sei, spreche dies dafür, dass der Beratungsbedarf bei gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen tatsächlich angestiegen sei, erklärte Inge Wehking. Die Maßnahmen zur Corona-Eindämmung würden sich beispielsweise durch die zwangsweise größere räumliche Nähe verschärfend auswirken, erklärten Inge Wehking und Claudia Walderbach. So wirke es sich zum Beispiel aus, wenn der Gewaltausübende etwa im Zuge von Home-Office öfter zu Hause sei. Zwischenmenschliche Konfliktsituationen würden verschärft, zudem würden sich materielle Existenzängste wegen der schwierigen wirtschaftlichen Situation auswirken, wie Walderbach und Wehking ausführten. In der Folge müssten die Mitarbeiterinnen häufiger Betroffene durch suizidale Krisen führen als im Vorjahr. Deutlich feststellbar sei der Anstieg der Beratungs-Neuanfragen nach den Lockerungen der Beschränkungen am Ende der ersten Lockdown-Phase gewesen. Ein Anzeichen dafür, dass die Kontaktaufnahmen zu „BASTA” für die Frauen und Mädchen erschwert war, wenn diese nicht mehr unbeobachtet von Familie oder sonstigem Umfeld habe stattfinden können, erklärten Wehking und Walderbach. Dies sei auch in manch telefonischem Beratungsgespräch spürbar geworden. Ein ähnlicher Anstieg sei zu erwarten, wenn Frauen und Mädchen bei Lockerung der gegenwärtigen Beschränkungen wieder mehr Freiräume erhalten würden. Mit der Präventionsarbeit zum Thema sexueller Missbrauch von Minderjährigen beispielsweise im Rahmen von Fortbildungen von Fachkräften von Schulen, Kitas und anderen Einrichtungen habe im Lockdown ein wichtiger Arbeitsbereich von „BASTA” zurückgefahren werden müssen, so Inge Wehking. Bewusst habe sich das Team entschieden, solche Fortbildungen nicht in Online-Formate zu verlegen. Die Nachfrage nach Präventionsprojekten etwa an Schulen sei ebenfalls zurückgegangen.