Bad Nenndorfer versorgt Ukraine mit unbemannten Systemen | Schaumburger Wochenblatt

Bad Nenndorfer versorgt Ukraine mit unbemannten Systemen

Julian Kelterborn zwischen Drohnenfangnetzen in der Ukraine, vor einem unkenntlich gemachtem Transportfahrzeug. (Foto: privat)
Julian Kelterborn zwischen Drohnenfangnetzen in der Ukraine, vor einem unkenntlich gemachtem Transportfahrzeug. (Foto: privat)
Julian Kelterborn zwischen Drohnenfangnetzen in der Ukraine, vor einem unkenntlich gemachtem Transportfahrzeug. (Foto: privat)
Julian Kelterborn zwischen Drohnenfangnetzen in der Ukraine, vor einem unkenntlich gemachtem Transportfahrzeug. (Foto: privat)
Julian Kelterborn zwischen Drohnenfangnetzen in der Ukraine, vor einem unkenntlich gemachtem Transportfahrzeug. (Foto: privat)

Er ist Ratsherr und Vorsitzender des Deutsch-Ukrainischen Partnerschaftsverein e.V. in Bad Nenndorf. In seiner Haupttätigkeit – die er auch ehrenamtlich ausübt – ist Julian Kelterborn technischer Direktor vom Unternehmen „United Unmanned Systems“ (Vereinigte unbemannte Systeme), einer deutsch-ukrainischen Firma, die Kamikaze-Drohnen für die Ukraine produziert. Nach seinem jüngsten Versorgungsaufenthalt im Kriegsgebiet, im Osten der Ukraine, stellt er seine Aktivitäten im Gespräch mit dieser Zeitung vor.

Begonnen habe alles im Jahr 2023, nach dem Überfall der Ukraine durch Russland. Es habe viele Flüchtlingsströme gegeben. „Viele Ukrainer konnten wir auch in Bad Nenndorf kennenlernen. Viel wurde in den Medien darüber berichtet. Wenn man sieht, was der Krieg für folgen hat, dann fragt man sich, was wir im Westen eigentlich noch tun, außer die Flüchtlinge aufzunehmen?“ Hinzu kam, dass im militärischen Bereich erstmals Drohnen gegen den Feind zum Einsatz kamen. „Daraufhin habe ich mich zusammen mit Partnern dazu entschieden, gewisse Hobbydrohnen, Sportdrohnen, die es seit Jahren am Markt gibt, herzustellen, die in der Ukraine umfunktioniert werden, wobei die Produktion nicht in Bad Nenndorf stattfindet.“

Rund 90 bis 95 Prozent der finanziellen Mittel, die für diese Drohnenproduktion eingesetzt werden, kommen als Spenden von Unternehmen und von privaten Spendern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Es geht bei der Finanzierung um einen siebenstelligen Betrag“, erklärt Kelterborn gegenüber dieser Zeitung. Der Betreiber dieser Kampagne ist „European Resilience Initiative Center Berlin. Ein „Think-Tank”, der sich mit Themen europäischer Resilienz auseinandersetzt.

Das deutsche Verteidigungsministerium wisse inzwischen von diesen Aktivitäten. „Aus dem einfachen Grund, weil sich das Verteidigungsministerium, die Bundeswehr und die NATO sehr dafür interessieren, was wir tun, da wir nicht nur Produzent sind, sondern auch die, die direkt mit den Soldaten vor Ort Kontakt haben. Wir erfahren somit auch, was sich im Kriegsverlauf verändert, was wiederum für die Institutionen von Interesse ist.“ Inzwischen trainiere man die NATO in Angriffen auf Luftwaffenstützpunkte. Kelterborn: „Die NATO will mit uns zusammen die Truppe trainieren, um sich nach den jüngsten Ereignissen vorzubereiten. Diese Rolle haben wir bei der NATO eingenommen, worauf ich sehr stolz bin.“

Wichtig ist ihm darauf hinzuweisen, dass er keine Waffen in die Ukraine liefere. „Wir liefern Drohnen, die von der ukrainischen Armee, von Behörden der öffentlichen Sicherheit eingesetzt werden.“ Sind sie mit Spezialkameras ausgestattet, so kämen sie auch für humanitäre Zwecke wie Brandbekämpfung, Minenräumung zum Einsatz. „Es gibt für die Drohnen also nicht nur den militärischen Zweck, sondern auch den humanitären. Wir bauen keine Komponenten für eine Kriegswaffe und die Ukraine entscheidet über den Einsatz“, so Kelterborn. Das sind sogenannte NGO`s vor Ort, wie etwa Stiftungen, „zu denen wir zuvor schon Fahrzeuge und zum Beispiel auch Fernseher für Bildungseinrichtungen geliefert haben“.

Die Reaktionen aus seinem direkten Umfeld, bezüglich seiner Tätigkeiten für die Ukraine, erlebt er durchaus positiv. Da die CDU bereit war, der Ukraine Waffen zur Verfügung zu stellen, stehe seine Tätigkeit auch in keiner Diskrepanz zur Linie der CDU, dessen Ratsherr er ist. „Gremien haben bisher darauf gar nicht reagiert. Auch die Tätigkeit im Partnerschaftsverein schließt sich demgegenüber nicht aus. Wenn man die Ukraine unterstützen will, dann kann man das auf verschiedenen Ebenen tun. Ich habe mich für die humanitäre Hilfe entschieden.“ Und da gibt es seiner Meinung nach auch keine Interessenskonflikte.


Winfried Gburek
Winfried Gburek
Freier Redakteur Schaumburger Wochenblatt
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