Ulrike und Günter Klischat beenden nach 55 Jahren ihr Geschäft in Blumenau. Die Gemüsescheune hat am Sonntag ihren letzten Verkaufstag. Das Ehepaar bedankt sich daher bei allen Kunden für die jahrelange Treue. Das Geschäft könnte aber trotzdem noch eine Zukunft haben, wie aus einer aktuellen Vorlage der Verwaltung hervorgeht.
Demnach zeichnet sich in Blumenau eine Neuausrichtung ab. Die Gemüsescheune an der Manhorner Straße soll erhalten bleiben und weiterbetrieben werden. Eine bestehende Kooperationsvereinbarung mit einer Entwicklungsgesellschaft, die dort ein kleines Wohngebiet plante, will die Stadt indes aufheben. Grund: Die Gesellschaft will das Projekt nicht mehr umsetzen und das Gelände verkaufen. Ein entsprechender Beschlussvorschlag wird dem Ortsrat Blumenau am 30. Juni, dem Bauausschuss am 21. August und dem Verwaltungsausschuss am 25. August 2025 zur Beratung vorgelegt.
Die ursprüngliche Vereinbarung hatte das Ziel, die zentrale Fläche in Blumenau einer sinnvollen Nachnutzung zuzuführen. Die Hofstelle Klischat prägte über Jahrzehnte das Ortsbild und sollte im Rahmen der Kooperation städtebaulich weiterentwickelt werden. Doch inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen grundlegend geändert, heißt es. Die Wohnbauprojektentwicklungsgesellschaft ist daher von dem Projekt zurückgetreten und hat das Grundstück zum Verkauf angeboten, wie es in der Begründung heißt.
In Gesprächen mit potenziellen Käufern zeichnete sich eine neue Entwicklung ab. Demnach plant ein Investor, die Hofstelle zu erwerben und den landwirtschaftlichen Betrieb an Ort und Stelle fortzuführen. Geplant ist unter anderem die Sanierung des Bestandsgebäudes sowie die dauerhafte Weiterführung des Hofladens. Die bestehende Halle soll weiterhin als Maschinenhalle genutzt werden. Diese Pläne stehen im Einklang mit den städtebaulichen Zielen der Stadt, insbesondere im Hinblick auf die Sicherung der Versorgungsinfrastruktur in Blumenau, heißt es weiter. Zudem ergeben sich Synergien mit der derzeit im Bau befindlichen neuen Hofstelle am Ortsrand (Randlage Luthe).
Ein Teilbereich des Grundstücks, die westlich gelegene Fläche oberhalb des Neubaus von Heinz von Heiden, soll abgetrennt und mit zwei Einfamilienhäusern bebaut werden. Die Stadtverwaltung bewertet die neue Entwicklung insgesamt positiv. Die geplante Nutzung entspreche den Interessen der Ortschaft und trage zur nachhaltigen Entwicklung des Ortskerns bei. Den politischen Gremien wird daher die Zustimmung empfohlen.
Bleibt aber die Frage, wo in den Ortsteilen nun weiter Wohnraum geschaffen werden könnte. Das ist dringend nötig. Seit Anfang des Jahres gilt Wunstorf offiziell als „angespannter Wohnungsmarkt”. Das bedeutet, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt. Im Bauausschuss führte die Verwaltung eine niedrige Leerstandsquote von etwa 2,3 Prozent an. Vor einem Jahr hatten SPD und CDU im Stadtrat die Verwaltung beauftragt, den künftigen Wohnbedarf in Wunstorf zu ermitteln. In dem Zwischenbericht wurde nun erklärt, dass vor allem die passenden Wohnungen fehlen. Mit über 103 Quadratmetern durchschnittlicher Wohnfläche liege Wunstorf über den Werten der Region (81 Quadratmeter) und der Stadt Hannover (75 Quadratmeter). Da die Zahl der Einpersonenhaushalte zunehmen werde, zeichne sich hier ein Missverhältnis ab.
Bei der Schaffung von Wohnraum müsse daher umgedacht werden. ”Das Denken muss sich drehen”, sagte etwa Torben Klant (SPD). Einfamilienhäuser gehen im Prinzip immer, aber der Fokus müsse auf kleineren Wohnungen in Zentrumsnähe liegen, wobei nicht nur die Kernstadt gemeint sein könne. ”Steinhude hat ebenfalls eine gute Infrastruktur, bildet eine Art Mini-Zentrum und darf daher nicht ausgeklammert werden”, so Christiane Schweer (CDU). Der Einwand zeigt: Die Ortsteile könnten durch die Bedarfsanalyse wieder etwas aus dem Blickfeld geraten. Und in der Tat befinden sich die größten Baustellen in der Kernstadt. Was passiert mit dem Vion-Gelände, wollte Kerstin Obladen (Freie Wähler) wissen. Ein Fahrplan werde derzeit erarbeitet. In der zweiten Jahreshälfte will man soweit sein.
Für den Herbst will die Verwaltung zu einem „Runden Tisch Wohnen” einladen und dort mit den Fraktionen Handlungsfelder sowie Maßnahmen besprechen und festlegen. Einmalig könne man sich das vorstellen, es dürfe aber nicht zur Dauereinrichtung werden, betonten die Sprecher von SPD wie auch von CDU. ”Um solche Fragen zu klären, haben wir ja den Bauausschuss”, so Torben Klant. Die Wortmeldungen zeigen, dass nun konkrete Weichenstellungen erfolgen müssen. Auch mit Blick auf die Schaffung von sozialem Wohnraum. Die Anzahl gebundener Mietwohnungen schrumpft, obwohl der Bedarf steigt. Investoren hielten sich aber zurück. Was also tun? Mit der Übernahme der Anteile an der bisherigen Stadtsparkasse Wunstorf Immobilien GmbH erhofft sich die Stadt, mehr Einfluss auf die Wohngebietsentwicklung nehmen zu können.