Der angekündigte Wegfall des Zuschusses für die Netzentgelte wirkt sich auf den Strompreis aus, in welcher Höhe ist noch unklar, eine höherer CO2-Abgabe wiederum auf den Gaspreis, hinzu kommt eine neue Gaspreisumlage, die erst sehr spät bekanntgegeben und nun ebenfalls einberechnet werden muss. ”Normalerweise müssen wir bei der Ankündigung von Preisanpassungen eine sechswöchige Frist gegenüber den Kunden einhalten”, so Radant. Das ist aber gar nicht möglich, wenn zwischen einer politischen Entscheidung und dem Tag, an dem die Änderungen wirksam werden sollen, immer weniger Zeit bleibt.
Die Schreiben mit den aktuellen Preisanpassungen für 2024 haben die Verbraucher bereits im November erhalten. Diese gelten auch. So sinkt der Arbeitspreis im Tarif meergas plus beispielsweise von 14,49 ct/kWh auf 12,41 ct/kWh. Enthalten sind darin aber noch die alten Preisbestandteile. Kalkuliert wurde zum Beispiel mit einer Anhebung der CO2-Abgabe von 30 auf 35 Euro pro Tonne und nicht, wie jetzt beschlossen auf 45 Euro pro Tonne. Mit der Jahresverbrauchsabrechnung, in der die neuen Abschläge für 2024 festgelegt werden, sollen die Auswirkungen der jüngsten Preisanpassungen aber automatisch berücksichtigt werden. Der Kunde muss also nichts tun.
Die Arbeit haben die Mitarbeiter der Stadtwerke, die immer wieder neu kalkulieren müssen. Die zum 1. Januar 2024 geltenden Umlagen, Abgaben und Steuern müssen die Stadtwerke so oder so abführen. ”Wir kommen uns wie das Inkassobüro und das Callcenter der Bundesregierung vor”, sagt Radant. Denn der Beratungsbedarf ist aufgrund der vielen Änderungen enorm. Hinzu kommt, dass Versorger wie die Stadtwerke, die in der Krise noch als verlässlicher Fels in der Brandung gelobt wurden, weil sie die Kunden von Versorgern aufnahmen, die pleite gingen, nun wieder als vergleichsweise teure Anbieter gelten, denen man doch einfach den Rücken kehren könne, um Geld zu sparen.
”Wir hätten uns da mehr Treue und auch Rückhalt gewünscht”, sagt die Leiterin Vertrieb, Kundenservice und Marketing bei den Stadtwerken, Heike Kröger. Wechselimpulse seien spürbar und würden von der Öffentlichkeit auch befeuert. Die Geschäfte an den Haustüren nehmen wieder zu. Dabei arbeite die billige Konkurrenz häufig erneut mit Preisgarantien, die in der vergangenen Energiekrise zum Verhängnis wurden.
Ein großes Problem sind aber die widersprüchlichen politischen Signale. Während im letzten Jahr die Botschaft galt, die Verbraucher mit Preisbremsen, Zuschüssen und Steuersenkungen gezielt zu entlasten, ist für das kommende Jahr eine deutliche Belastung beschlossen. Begründet wird das mit der Entspannung bei den Beschaffungskosten. Davon könne so pauschal aber keine Rede sein. Zwar sinken die Preise Schritt für Schritt, das mache sich aber bei einer langfristigen Beschaffungsstrategie erst später bemerkbar, so Radant.
Dafür werden aber im Gegenzug die Abgaben, auf die die Versorger gar keinen Einfluss haben, sofort und deutlich stärker erhöht. Außerdem gebe es den Effekt, dass große Verbraucher mehr profitieren, während normale Kunden, die ihren Energieverbrauch aktiv reduziert haben, nun wieder belastet werden. Da entstehe neben der Unsicherheit auch noch sehr viel Frust, der zunächst einmal beim örtlichen Versorger abgeladen werde, obwohl der für das Hin und Her bei den Preisen nichts könne. Foto: tau