Betina Hartmann von der Leitstelle für Integration beim Landkreis erklärte, dass Schaumburg in vielen Bereichen bereits sehr aktiv die Integration von Einwanderern und ihren Nachkommen fördere. Sie erinnerte an die Ausbildung von mittlerweile 19 Integrationslotsen, Azubi-Partnerschaften, die Bemühungen im Bereich der Sprachförderung und den Start eines Projekts für Elternpatenschaften. Zahlreiche private Gruppen, Vereine und Verbände sowie öffentliche Institutionen seien im Bereich der Integration tätig. Es mangele jedoch an einer tragfähigen Vernetzung der verschiedenen Akteure im Landkreis. „Es gibt ganz viele Organisationen, die etwas tun, zahlreiche interessante Projekte. Aber oft kennt die eine Gruppe die andere gar nicht”, hielt Betina Hartmann fest. Mit dem Forum für Integration solle jetzt ein erster Schritt zur engeren Verzahnung der Akteure erfolgen. Entsprechend viele Gruppen, Institutionen und Verbände hatte Hartmann zum Forum eingeladen. Schulen, Migranten-Gruppen, der Integrationsbeirat aus Stadthagen, die Ausländerbehörde des Landkreises, die Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg, die Arbeitwohlfahrt, das Deutsche Rote Kreuz, die Stadt Stadthagen und vielen andere mehr waren zu der Veranstaltung gekommen. Jede Gruppe stellte ihre Tätigkeit und ihre Projekte vor. Erste Ideen zur Zusammenarbeit wurden formuliert und Möglichkeiten zur Verbesserung des Integrationsprozesses angesprochen. Viele Teilnehmer bestätigten die Notwendigkeit zu einer Verbesserung der Kooperation und nahmen Anregungen wie den Aufbau eines Dolmetscher-Pools auf. In weiteren ähnlichen Veranstaltungen soll die Zusammenarbeit verbessert, der Kontakt vertieft und der Erfahrungsaustausch erleichtert werden.
Hartmann stellte zusammen mit Klaus Strempel von der Alten Polizei und dem Webdesigner Reinhold Sandow die Internetseite www.in-schaumburg-zuhause.de vor. Sie dient als Instrument zur Förderung der Zusammenarbeit und gibt Einwanderern gleichzeitig zahlreiche nützliche Informationen. Interessierte erhalten hier Kontaktdaten von Ansprechpartnern und Organisationen, die sich mit dem Thema Integration befassen und Unterstützung bieten. In einem Veranstaltungskalender können Termine bekannt gegeben werden. Viele der Menüpunkte sind mehrsprachig.
Als Gastredner hatte Betina Hartmann die Integrationsbeauftragte des Landes Niedersachsen Honey Deihimi und den Integrationsbeauftragten des Landkreises Nienburg Taner Yüksel zum Forum geladen. Honey Deihimi hob in einem engagierten Vortrag noch einmal die Bedeutung des Themas hervor. Integration gehe alle an und müsse im alltäglichen Leben Wirklichkeit werden. Sie regte die Teilnehmer des Forums an, eine engere Zusammenarbeit mit den Organisationen und der Presse der Einwanderer zu suchen. „Oft wissen die Migranten aufgrund der Sprachbarriere gar nichts von den tollen Projekten, die sie anbieten”, betonte Deihimi. Publikationen in den entsprechenden Zeitungen könnten hier helfen. Wichtig sei auch die lokale Vernetzung, selbst wenn sich hier immer wieder „die gleichen Organisationen” einbrächten. Nur so könnten Erfahrungen ausgetauscht und neue Impulse gesetzt, Integrationsprozesse gezielt begleitet und gestaltet werden. Zuletzt wies Deihimi auf die Schwerpunkte der Landespolitik in der Integration hin. Etwa auf die Versuche, im öffentlichen Dienst verstärkt Menschen ausländischer Herkunft einzustellen und die Ausbildung der Mitarbeiter mit interkulturellem Kompetenztraining zu verbessern. Entscheidend seien die Anstrengungen zur Förderung von Bildung und als deren Grundlage die Sprachförderung. Hinzu komme die Qualifizierung von Ehrenamtlichen, die sich für die Integration ausländischer Mitbürger stark machen. Außerdem gelte es, gerade die kleinen und mittleren Unternehmen darauf aufmerksam zu machen, welchen wirtschaftlichen Mehrwert die Einstellung von mehrsprachigen Mitarbeitern mit interkultureller Erfahrung für sie habe, gerade in der Zeit der Globalisierung.
Taner Yüksel berichtete anschließend von der vor rund fünf Jahren im Landkreis Nienburg erfolgreich eingeleiteten Neuentwicklung eines Netzwerkes zur Förderung der Integration. Yüksel wies daraufhin, wie bedeutend es sei, Strukturen zu entwickeln, die ein zielführendes Arbeiten erlauben. „Sonst besteht immer die Gefahr, dass man zahlreiche Projekte startet, aber die entscheidenden Themen nicht anpackt”, betonte er. In Nienburg habe man ein umfassendes Konzept entwickelt, dass unter anderem eine Weiter-Qualifikation der Verwaltungsmitarbeiter anschob und großen Wert auf die Einbindung der Migranten-Organisationen lege.
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