STADTHAGEN (nb). Eine beachtliche Anzahl von Bürgern hat sich am Volkstrauertag in der Kapelle auf dem Sankt-Martini-Friedhof versammelt und gemeinsam der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Stellwände, bestückt mit Bildern aus dem Wahlpflichtkurs Kunst der Schule am Schlosspark, bildeten Gedanken zum Krieg und Tod, aber auch dem Frieden ab. Schüler der zehnten Klasse übernahmen die Gestaltung der Feier und lasen letzte Botschaften gefallener Soldaten vor, die diese an ihre Familien geschickt hatten. Besonderen Eindruck hinterließ jedoch die zitierte Geschichte der schwedischen Autorin Astrid Lindgren, eine Ermahnung gegen die Misshandlung von Kindern. „Frieden” erzählt von einer Mutter, die ihren Sohn für einen Diebstahl mit der Rute bestrafen will. Diese soll er selbst schneiden und zur Mutter nach Hause bringen. Als er keine findet, gibt er seiner Mutter einen Stein und fordert sie auf, diesen auf ihn zu werfen, denn das täte schließlich noch mehr weh. Sie begreift im Schock ihren Fehler und schwört daraufhin, ihren Sohn niemals wieder zu schlagen. Zwei Schüler gingen mit Körben voll herzförmiger Steine durch die Reihen, aus denen sich jeder bedienen durfte: Im Alltag sollen sie zu Frieden und Sanftmut mahnen. Denn „Selig sind die Sanftmütigen” aus der Bergpredigt waren für den diesjährigen Volkstrauertag als begleitende Worte ausgwählt worden. Bürgermeister Bernd Hellmann sprach das Totengedenken und ging in seiner Ansprache auf das zuvor Gehörte ein. „Auch die Gegenwart liefert leider Anlass zur Sorge und Trauer”, so Hellmann, „Frieden ist ein sehr zerbrechliches Gut”. In dem größer werdenden sozialen Gefälle und der dem Sozialabbau sehe er eine neue, „andere Art von Bedrohung”. Er appellierte, immer wieder neu für den Frieden in der Gesellschaft einzutreten und Zivilcourage zu zeigen. In sein Gedenken schloss er neben Kriegsopfern auch den mutigen Münchner ein, der vor wenigen Monaten seinen Einsatz für Kinder mit dem Leben bezahlt hatte. Die Chorgemeinschaft Stadthagen begleitete die Zusammenkunft und intonierte erstmalig Hermann Heimeiers „Herr bring den Frieden zu uns”. Im Anschluss legte Hellmann im Namen der Stadt einen Kranz auf dem Soldatengräberfeld nieder, die offizielle Feier klang mit dem gemeinsam gesungenen Deutschlandlied aus. Foto: nb