Geplant war es als weiterer Schritt auf dem Weg der Verständigung. Doch die Beteiligten haben beschlossen: Das brauchen wir nicht. Während der Interkulturellen Wochen stellte Referentin Gisa Meier-Floeth, für Institutionen wie „Alle unter einem Dach” oder das Haus der Weltreligionen aktiv, das „Lernhaus der Frauen” vor. Das Bildungsprojekt hat einen transkulturellen und interreligiösen „Dialog auf Augenhöhe” zum Ziel. Auf maximal zwei Jahre angelegt, sollen daraus zum Ende „Kulturmittlerinnen” erwachsen, die in ihrem Umfeld als Übersetzer und Brückenbauer zu anderen Kulturen agieren. In großen Städten wie Köln oder Frankfurt bereits erfolgreich gelaufen, übernahmen seitdem bereits kleinere Städte das Konzept. Einer Umsetzbarkeit in der Kreisstadt rechneten die Akteurinnen jedoch wenig Chancen aus. Nicht etwa, weil das Konzept an sich nichts taugt, sondern vielmehr, weil es bereits zahlreiche bestehende Institutionen und Projekte gibt.
So einigte sich die Runde in der „alten polizei” schnell, den Ansatz in diese einzubringen und dort weiterhin für die Integration aktiv zu werden.
Die Gruppe nutzte die Gelegenheit jedoch, diese aus aktuellem Anlass erneut zum Thema zu machen und über deren Stand zu diskutieren. Ausgehend von der öffentlichen Meinung gilt die dritte und vierte Generation Einwanderer als eher schlecht integriert. Über den Wahrheitsgehalt dieser Annahme gab es in der Frauenriege sehr unterschiedliche Meinungen. Sevgi Cosan sieht die zweite Generation, die in Deutschland geboren wurde, als die am besten Integrierte. Die dritte und vierte hingegen lebe, stark abgegrenzt, zwischen zwei Kulturen. Das habe zur tatsächlichen Entwicklung einer Parallelgesellschaft geführt. Kadriye Güler hingegen rechnet den Jüngeren Chancen aus, die in Schule und Kindergarten Gelegenheit haben, Deutsch zu lernen und sich einzufinden. Integration gehe nur langsam, die Deutschen seien zu ungeduldig und 50 bis 100 Jahre realistisch.
„Man muss nur Geduld haben”. Ein Problem sieht Güler jedoch in der Prägung durch eine „globale Leitkultur”, die es zu erfüllen gelte. Cosan wünschte sich, dass Kinder mit Migrationshintergrund nicht in dem Bewusstsein erzogen würden, „anders” zu sein. Vor allem Jugendliche seien häufig mit diesem „anders”-Gefühl überfordert, fühlten sich nicht verstanden und überfordert. Helfen könnten offene Gespräche von beiden Seiten. Mentalitätsunterschiede seien es denn auch, die die Umsetzung eines Langzeit-Projektes wie „Lernhaus der Frauen” erschwerten. Als gemeinsamer Konsens sind „Austauschtreffen” angedacht, die mehrmals im Jahr stattfinden. „Vielleicht kann etwas daraus entwickeln”, so Betina Hartmann von der Leitstelle Integration. Interessierte finden weitere Informationen über das „Lernhaus”-Projekt unter www.lernhaus-berlin.de.
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