Nicht nur Stephan Walter, Leiter der NIS – der „Niedersächsischen Extremismus-Informationsstelle” im Innenministerium – war neugierig auf die ersten Niedersachsen, die Demokratielotsen geworden sind.
Auch seine Tochter Charlotte wollte gerne erfahren, was dort an zwei Wochenenden in der Heimvolkshochschule eigentlich gemacht wurde. Bis die Zwölfjährige sich selbst zu einem Kursus der Demokratielotsen anmelden kann, muss sie allerdings noch vier Jahre warten. Ein Alter von 16 Jahren ist aber auch die einzige Zugangsvoraussetzung.
Marie Gießler und Larissa Lüder haben dieses Alter erreicht – und gehören zu den ersten Demokratielotsen Niedersachsens.
Den Altersdurchschnitt haben die beiden Loccumer Schülerinnen damit erheblich gesenkt. Mehr über Demokratie wollten sie erfahren und sich gern auch selbst engagieren. „Wir können jetzt wählen gehen”, sagt Marie – das war ein Beweggrund. Hinzu kam, dass der Kursus nah an ihrem Wohnort stattfand und auch für Bewerbungen für die Zeit nach der Schule sei die Teilnahme sicherlich sinnvoll, meinen die beiden.
Eigene Projekte in Rehburg-Loccum mit ihrem Wissen als Demokratielotsen wollen sie jetzt folgen lassen.
Finanziert werden die Kurse vom Niedersächsischen Verfassungsschutz und wenn Stephan Walter von dessen Leitbild erzählt, ist er in seinem Element. Die landläufige Meinung über den Verfassungsschutz habe wenig mit der Wirklichkeit zu tun, sagt er, mit den Kursen sollten auch keineswegs ‚Spitzel’ ausgebildet werden. Es gelte, Vorurteile zu überwinden, der Kalte Krieg sei schließlich vorbei. Das Leitbild sei vielmehr der mündige, aufgeklärte Bürger. Und um dem Namen gerecht zu werden und die Verfassung zu schützen, müsse eben dieses gefördert werden, denn die Demokratie werde in erster Linie direkt von den Bürgern geschützt. Um dieses Ziel zu fördern habe Niedersachsen als erstes Bundesland die Demokratielotsen-Ausbildung angeboten. Was Demokratie überhaupt ist, wie sie gefährdet wird und was der Einzelne dagegen tun kann – das seien die Inhalte der Kurse. Von den Teilnehmern erhofft Walter sich nun, dass sie in ihren jeweiligen Kommunen Projekte initiieren, die Demokratie sowie das Miteinander der Kulturen und Generationen fördern, die gegen die Gleichgültigkeit arbeiten und andere für diesen Weg begeistern.
Den ersten Lotsen gab Walter scherzhaft mit auf den Weg, dass sie eine „radikale Minderheit” seien. Wer selbst Interesse an einem der kostenfreien Kurse hat, kann nähere Informationen in der Loccumer Heimvolkshochschule unter der Telefonnummer (0 57 66) 96 09 51 oder im Internet unter www.hvhs-loccum.de bekommen. Der nächste Kursus beginnt am Freitag, dem 18. März.
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