Freunde deftiger Dialoge müssen schnell sein, wenn sie sich die jährliche Soldorfer Inszenierung nicht entgehen lassen wollen. Elf Termine sind in dem kleinen Theatersaal angesetzt, der allein schon ein Kuriosum mit seiner noch kleineren Bühne ist. Das sind aber auch die einzigen Handicaps, die die Soldorfer gegenüber weitaus berühmteren Ensembles tragen müssen. In Spielfreude und Originalität stehen sie den fernsehbekannten Profis in keinster Weise nach.
Und so haben sie dem Stück „Mein Mann der fährt zur See” einen ganz individuellen Stempel aufgesetzt. Schon die Geschichte ist urkomisch: Wirtin Mary Brammer (Susanne Strohwald) ersinnt sich eine List, weil doch Ehemann Karl (Thorsten Bäuchle) vom „Brammer zum Brummer wird”: Zollfreie Zigaretten hat er geschmuggelt und muss nun für drei Monate ins Gefängnis. Doch das sollen weder die Stammgäste im Lokal „Blauer Peter” noch die nörgelnde und geldgierige Verwandtschaft wissen. Also hat Karl angeblich auf einem Schiff angeheuert.
Zu dumm nur, dass der Kahn in schwerer See sinkt und es laut Zeitungsmeldung keine Überlebenden gibt. Da bricht das ohnehin brüchige Lügengespinst zusammen; und Mary kann sich der schon als Erben wähnenden Verwandtschaft (Hartmut Hitzemann und Anja Hägerling, Rainer Langhals und Dagmar Hitzemann) kaum erwehren. Ähnlich ergeht es ihr mit dem unablässigen Werben der Stammgäste Menk (Klaus Urlacher) und Aldag (Stephan Wichmann).
Eine wichtige Rolle kommt Adrian Pott (Axel Wille) zu, der sich als leiblicher Sohn von Karl Brammer entpuppt und zudem ein Auge auf Serviermädchen Ulrike Stichling (Annika Jünemann) geworfen hat. Und gerade ihm wird das doppelte Happy-End zuteil: Adoptiert zu sein und auch noch eine Braut gefunden zu haben.
So erlebt das Publikum einen reizvollen Abend, ergänzt um den traditionellen Bockwurstschmaus im Schulflur. Mitleid ist durchaus angebracht – für diejenigen, die beim Kartenvorverkauf zu kurz gekommen sind.
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