Hier und da wurde ordentlich Dampf gemacht. Der Reinsdorfer Ernst Ramme brachte stündlich seinen Humboldt-Deutz in Gang: „Der ist so alt wie ich”, erklärte der 79-Jährige stolz den Umstehenden. Das Schwungrad des Schleppers war durch einen Transmissionsriemen mit der Lanz-Dreschmaschine von 1925 verbunden: Gab Ramme Gas, klapperte der mächtige Kasten zuverlässig und machte dabei zumindest akustisch deutlich, wie früher Spreu vom Weizen getrennt wurde.
Für Qualm sorgte auch der Lauenauer Erhard Meyer mit seinen Miniatur-Antrieben: Die Dampfmaschinen ließen Kolben, Räder und Windmühle drehen.
Doch es gab noch viel mehr zu bestaunen. Den ersten Schlepper zum Beispiel, der in Probsthagen auf dem Breimeier-Hof einst tuckerte. Der „Kramer” von 1939 trägt heute zwar nicht mehr das Original-Nummernschild mit den Buchstaben „SL” für Schaumburg-Lippe. Aber das Nachkriegskennzeichen mit „BN” für Bad Nenndorf war ebenfalls sehenswert.
Diese Liebe bis ins Detail dokumentierten auch etliche andere Exemplare von Güldner, Porsche, Fendt, Hanomag & Co. Selbst die Originalfarbe müsse es sein, befinden die echten Landmaschinen-Oldtimerfans. Aber deren Lieblinge stehen schon in einem deutlichen Kontrast zu den Arbeitsgeräten heutiger Landwirte. Die Schaumburger Landtechnik aus Bad Nenndorf hatte ihren Riesen-Mähdrescher direkt neben einem geradezu winzig wirkenden Pendant aus den sechziger Jahren platziert. Schlepper standen daneben mit klimatisierten Kabinen und satellitengesteuertem Computer. Deren übermannsgroße Hinterräder waren höher als der komplette knallrote „Allgaier”, der sich mitten in der Parade der Betagten befand.
Andreas Kölle, Vorsitzender des ATC, war vom Erfolg des Tages sichtlich überrascht. Mit so viel Besuch hatte er schon des Wetters wegen gar nicht gerechnet. Aber mit seinen Klubkollegen ist er sich einig: Das Oldtimerwesen in der Landtechnik findet mehr denn je Aufmerksamkeit. „Dabei”, erinnert sich Mitbegründer Mario Kiltsch, „sind wir vor zehn Jahren noch als verrückt belächelt worden”.Foto: al