Anfang September brachen Martin Toubartz, Martin Knippenberg und Jan Niklas Petry-Schmelzer nach Butare in Ruanda auf, um dort einen Teil ihres Praktischen Jahres, das letzte Jahr des Medizinstudiums, zu absolvieren. Für knapp vier Monate haben sie in der Chirurgie-Abteilung des Universitäts-Krankenhauses gearbeitet und gelernt. Von anderen Studenten, die vor ihnen dort waren, hatten sie erfahren, dass es oft an einfachsten Materialien, wie zum Beispiel Handschuhen, Haarnetzen und auch Verbandsmaterial fehlt und so hatten sich die Drei vorgenommen, diesen Mangel zumindest ein wenig zu kompensieren. Hierbei wurden sie vom International Children Help e.V. unterstützt – ein großes Paket mit vielen wichtigen Hilfsmitteln konnten die angehenden Ärzte mitnehmen. Es enthielt Desinfektionsmittel, sterile Handschuhe, Verbandsmaterialien und drei Plüsch-Giraffen. Im Krankenhaus brauchten Toubartz, Knippenberg und Petry-Schmelzer einige Tage, um sich mit den Bedingungen und Begebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Bereits in den ersten Tagen stellten sie fest, dass kein so großer Mangel an Materialien herrscht, wie berichtet worden ist, und so machten sie sich Gedanken darüber, wo die Materialien am meisten helfen würden. Zudem hatten auch andere medizinische Produkte mitgebracht: Dr. Michael Sinclair, ein amerikanischer Chirurg, hatte sogenannte Drainagegefäße für Thoraxdrainagen mitgebracht, die er der Krankenhausapotheke zur Verfügung gestellt hatte. Als jedoch deutlich wurde, dass die Apotheke diese an die Patienten verkauft, war klar, dass ein anderer Empfänger gesucht werden musste. Über Dr. Sinclair kamen sie in Kontakt mit einem ruandischen Chirurgen in einem „District Hospital” in Kibuye, im Westen Ruandas. Ein Distric Hospital ist neben den Health Centern, welche mit Krankenpflegern besetzt sind, die erste Anlaufstelle für Patienten; so etwas wie Hausärzte gibt es nicht. Dr. Emmanuel Mutabazi ist einer von zwei Chirurgen im District Hospital in Kibuye. Er führt dort verschiedenste Operationen durch und leitet eine Station mit knapp 40 Betten. Nach einem Besuch vor Ort wurde deutlich, dass die Hilfsgüter in Kibuye deutlich mehr helfen würden als in Butare und so hat sich das Trio dafür entschieden, eine Woche mit Dr. Mutabazi zusammenzuarbeiten und ihm die Hilfsgüter zu überreichen. „Das ist ja wie ein vorzeitiges Weihnachten”, stellte er fest, als er die große Lieferung in Augenschein nahm. Besonders erfreut war er über die großen Mengen Salbentüll – in Ruanda wird noch in sehr vielen Familien über dem offenen Feuer gekocht uns so kommt es leider immer wieder dazu, dass kleine Kinder mit schweren Verbrennungen in die Krankenhäuser eingeliefert werden. Damit sich die verbrannten Hautareale nicht entzünden, ist es wichtig, sie gut zu verbinden. Salbentüll hilft dabei, dass das Wundgewebe nicht im Verband festwächst und erleichtert den Verbandswechsel um ein Vielfaches. Wie bei dem 6-jährigen Jean Babstiste. Jean Baptiste leidet an Epilepsie und das offene Feuer, an dem seine Familie kocht, hat bei ihm einen Anfall ausgelöst. Im Zuge dessen hat er den Kochtopf umgestoßen und das kochende Wasser hat einen großen Teil seiner Kopfhaut und seines Rückens verbrannt. Er kam ins Krankenhaus und nachdem die Wunden gesäubert wurden, ist er mit Salbentüll und Verbandsmaterial verbunden worden. Im Laufe der nächsten Wochen hat er zwei Mal Haut vom Oberschenkel auf den Kopf transplantiert bekommen und benötigte viele, viele Verbandswechsel. Für ihn gab es eine der Stoff-Giraffen. Foto: privat