Aktiv in die Gesellschaft eingebracht | Schaumburger Wochenblatt

Aktiv in die Gesellschaft eingebracht

Ahmet-Özhan Ulutas, Vorsitzender des „Alevitischen Kulturzentrums”, blickt gemeinsam mit Elisa Yildirim auf die Entwicklung der Gemeinde zurück.  (Foto: bb)
Ahmet-Özhan Ulutas, Vorsitzender des „Alevitischen Kulturzentrums”, blickt gemeinsam mit Elisa Yildirim auf die Entwicklung der Gemeinde zurück. (Foto: bb)
Ahmet-Özhan Ulutas, Vorsitzender des „Alevitischen Kulturzentrums”, blickt gemeinsam mit Elisa Yildirim auf die Entwicklung der Gemeinde zurück. (Foto: bb)
Ahmet-Özhan Ulutas, Vorsitzender des „Alevitischen Kulturzentrums”, blickt gemeinsam mit Elisa Yildirim auf die Entwicklung der Gemeinde zurück. (Foto: bb)
Ahmet-Özhan Ulutas, Vorsitzender des „Alevitischen Kulturzentrums”, blickt gemeinsam mit Elisa Yildirim auf die Entwicklung der Gemeinde zurück. (Foto: bb)

Der Verein „Alevitisches Kulturzentrum Schaumburg“ hat am 1. Mai sein 30-jähriges Bestehen gemeinsam mit zahlreichen Gästen am Standort in der Stadthäger Herminenstraße gefeiert. Der Vorsitzende Ahmet-Özhan Ulutas warf in seiner Eröffnungsrede einen Rückblick auf die Entwicklung der Gemeinde und rief dabei vor dem Hintergrund des Maifeiertages zu Solidarität und Empathie auf.

Bewusst hatte das Organisations-Team um Ahmet-Özhan Ulutas und die stellvertretende Vorsitzende Serpil Yildirim das Jubiläum mit dem Tag der Arbeit verknüpft. Der Tag solle seit 140 Jahren daran erinnern, „wie abhängig wir alle von dem Menschen sind, der jeden Morgen aufwacht und zur Arbeit geht“, führte Ahmet-Özhan Ulutas aus. Zudem mahne dieser dazu, nicht nur für das eigene Wohl, „sondern auch für das Wohl der Gesamtheit dauerhaft bemüht sein zu müssen“. Der Vorsitzende trug die Rede jeweils auf Türkisch vor, Elisa Yildirim auf Deutsch.
Aktuell sei eine zunehmende Distanzierung verschiedener Bevölkerungsgruppen zu beobachten. Angesichts dieser Herausforderung gelte es, nicht in eine passive Haltung zu verfallen, sondern seine Einflussmöglichkeiten für die richtigen Dinge zu nutzen.

Sicherheit durch wirtschaftliche Stabilität

Der Vorsitzende kam anschließend auf die Wurzeln der Vereins zu sprechen. Sie gehen auf die sogenannten „Gastarbeiter“ zurück, die aus der Türkei nach Deutschland und Stadthagen kamen. Die Industrie in der Kreisstadt habe vielfältige Arbeitsmöglichkeiten geboten. Ursprünglich sei die Rückkehr eingeplant gewesen, wie Ahmet-Özhan Ulutas erinnerte. Zudem hätten sich viele der Ankommenden hier zunächst fremd gefühlt, seien auch aus öffentlichen Räumen ausgeschlossen worden. Allerdings hätten sie schnell verstanden, „dass die wirtschaftliche Stabilität der BRD Sicherheit bietet“. „Eine Sicherheit, die insbesondere alevitische und kurdische Menschen in der Türkei vergeblich gesucht haben und leider immer noch suchen“, so der Vorsitzende. Die Verfolgung über Jahrhunderte sei ein zentraler Aspekt der alevitischen Identität, der Glaube sei im Verborgenen praktiziert worden.

„Ergebnis von 30 Jahren Arbeit”

1993 habe ein Brandanschlag in der türkischen Stadt in Sivas zu einem Umdenken geführt, und in der Folge zur Gründung von Dutzenden alevitischen Gemeinden in Deutschland, so 1995 auch in Stadthagen. Diese würden den Anspruch auf „auf Sichtbarkeit und Repräsentation, auf Partizipation und gesellschaftliche Anerkennung“ stellen. „Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass mittlerweile die dritte und vierte Gastarbeitergeneration in Deutschland lebt und aktiv an der deutschen Gesellschaft mitwirkt“, so Ahmet-Özhan Ulutas. Der Aufbau der Gemeinde und des alevitischen Kulturzentrums sei das Ergebnis von 30 Jahren Arbeit, auf den auch das Motto der Veranstaltung „30 Jahre Arbeit“ anspiele.

„Immer offen und tolerant”

Bürgermeister Oliver Theiß betonte in seinem Grußwort, dass sich die Alevitische Gemeinde in Stadthagen immer offen und tolerant gezeigt habe, trotz ihrer von Verfolgung geprägten Geschichte. Sie sei stets bereit gewesen, auf andere Gruppen zuzugehen. Die gelte auch für andere Gemeinschaften in der Stadt. Auf dieser Grundhaltung beruhe auch der Erfolg in Stadthagen, die verschiedenen Gemeinschaften zusammenzubringen. Dies sei eine Besonderheit Stadthagens, damit beispielhaft für andere Städte. „Das ist aber auch etwas, woran wir immer weiter arbeiten müssen“, schloss der Bürgermeister.
Der erste Vorsitzende des Vereins Dursun Öz warf ebenso wie Mustafa Yildirim einen kurzen Rückblick auf die Vergangenheit, würdigte dabei alle Mitwirkenden. „Wer auch nur ein Glas Wasser von hier nach da getragen hat, dem ist zu danken“, hielt Dursun Öz fest.
Anschließend wurde ein Kurzfilm gezeigt, der an Vorgeschichte, Gründung und Entwicklung der Alevitischen Gemeinde in Stadthagen erinnerte. Er gab unter anderem auch viele Eindrücke vom Um- und Ausbau des Gemeindegebäudes.
Nach dem offiziellen Einstieg blieb Zeit zum persönlichen Austausch bei Speisen, sowie für Live-Musik und traditionelle Tänze.
Foto: bb


Bastian Borchers
Bastian Borchers

Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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