Alltägliches mit der Linse erfasst | Schaumburger Wochenblatt

Alltägliches mit der Linse erfasst

Geben Auskunft: Stadtarchivar Klaus Fesche und Aufsicht und Gästeführerin Roswitha Krantz. (Foto: wb)
Geben Auskunft: Stadtarchivar Klaus Fesche und Aufsicht und Gästeführerin Roswitha Krantz. (Foto: wb)
Geben Auskunft: Stadtarchivar Klaus Fesche und Aufsicht und Gästeführerin Roswitha Krantz. (Foto: wb)
Geben Auskunft: Stadtarchivar Klaus Fesche und Aufsicht und Gästeführerin Roswitha Krantz. (Foto: wb)
Geben Auskunft: Stadtarchivar Klaus Fesche und Aufsicht und Gästeführerin Roswitha Krantz. (Foto: wb)

Bereits zum Stadtjubiläum und Stiftsjubiläum 2022 zeigte das Stadtarchiv die Fotoausstellung „Lichtbildschätze“ in der Abtei. Damals boten insgesamt 23 Fotos samt Erläuterungen faszinierende Einblicke in Themen wie Schule, Verkehr oder Arbeit. Jetzt wurde die Ausstellung um weitere 18 Fototafeln erweitert. Ein gemeinsamer Rundgang mit Stadtarchivar Klaus Fesche verschaffte erstaunliche Einblicke in die Geschichte.

Grundlagen

Grundlage der Ausstellung ist das umfangreiche Bildarchiv des Stadtarchivs. Dazu gehören neben Stadtfotoalben auch die Nachlässe beziehungsweise Sammlungen so bekannter Wunstorfer Fotografen wie Frohwaldt Boedtger und Robert Koekelis oder des Steinhuder Fotografen Rudi Diersche. Diese Bestände wurden durch Fotos von Armin Mandel und Jürgen Thiele ergänzt. Neben vielen Fotos zu privaten Anlässen hat Boedtger auch Alltagsaufträge ausgeführt. So ist ihm das Foto vom Bahnbus am Steinhuder Strandbad ebenso zu verdanken wie das zum Sportunterricht an der Höltyschule, die beide in der Ausstellung gezeigt werden.

Ab Ende der 1940er Jahre bis Anfang der 1970er Jahre hat die Stadtverwaltung Fotoalben angelegt. Zu dieser Sammlung gehört zum Beispiel das in der Ausstellung gezeigte Foto: „Abriss eines alten Hauses“. Ein belangloser Titel, hinter dem eine Geschichte steckt, die auch das Team des Stadtarchivs erstaunt hat. So war das Haus nicht nur überbelegt, sondern befand sich auch zum Zeitpunkt der Aufnahme in einem schlechten baulichen und hygienischen Zustand. Nachdem zwei Typhusfälle in dem Haus festgestellt und dem dem Gesundheitsamt gemeldet wurden, sollte das Haus abgerissen werden. Eine Geschichte, die zeigt, dass auch Bilder Geschichten erzählen können. Geschichten, die das Team des Stadtarchivs durch umfangreiche Recherchen zu jedem Bild herausgearbeitet haben.

Die Ausstellung

Die Ausstellung „Lichtbildschätze“ ist grundsätzlich offen und soll immer mal wieder erweitert werden, so Fesche. Für die Erweiterung hat man sich an den diesjährigen Jubiläen orientiert. So gibt es Fotos zum 75. Jubiläum des Stadttheaters und des Gaswerks. 70 Jahre feiert der Schulneubau in Bokeloh und vor 40 Jahren brannte die Otto-Hahn-Schule. Bei der Auswahl wird auch grundsätzlich auf einen aktuellen Bezug geachtet. „Militär beziehungsweise ein militärisches Engagement Deutschlands war immer wieder Thema oder das Verkehrsaufkommen“, so Fesche und verweist auf ein Foto von Boedtger mit dem Titel „Nach der Musterung“ auf der Tafel „Zeitenwende“. Vielleicht die Tafel mit dem stärksten Bezug zur Gegenwart.

Mit der Gründung der Bundeswehr setzte vor 70 Jahren ebenso eine Zeitenwende ein wie heute. „Uns ist wichtig, daran zu erinnern, dass alle Themen eine Vorgeschichte haben, dass viele Dinge immer wieder diskutiert werden“, so Fesche. Einige Bilder bieten kuriose Bezüge zur Gegenwart. So zeigt ein Foto einen Flugtag am 1. Mai 1932 genau an der Stelle, an der später der Fliegerhorst gebaut wurde. Insgesamt widmet sich die Ausstellung den Themen: Kultur, Politik, Schule, Verkehr, Arbeit, Fortschritt, Ereignisse und Zeitgeschehen. Ein Ziel der Ausstellung wurde bereits am Eröffnungstag erreicht. So weckten die Fototafeln nicht nur zahlreiche Erinnerungen bei den Besuchern, sondern brachte sie auch miteinander ins Gespräch.

Die Ausstellung wird noch bis zum 12. Juni gezeigt. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Sonntag jeweils von 15 bis 18 Uhr. Freitags von 10 bis 13 Uhr.

Foto stößt auf Interesse

1899 gründeten Fritz und Wilhelm Thiele die Steinhuder Gartenmöbelfarbrik. Die ersten Erzeugnisse waren eiserne Gartenstühle und Klappstühle für Bierzelte. 1919 wurde der Betrieb erweitert. Man fertigte Stahlrohrmöbel, insbesondere Stahlrohrbetten für das Militär. Eine Nachfahrin der Firmengründer schreibt dazu in ihrem Brief, der dieser Redaktion vorliegt: „Besonders das Bild von der Verladung der „Gartenmöbel“ der Fa. Thiele in die Meerbahn am Steinhuder Bahnhof fiel mir auf. Hierzu möchte ich bemerken, dass es sich nicht um Gartenmöbel, sondern Bettenteile handelt. Mein Großvater (Gründer der Fa. F. + W. Thiele, später Nistac), hatte diese u. a. als Betten für Lazarette im 2. Weltkrieg hergestellt. Die „Schlepperei“ der Möbel hatte ein Ende, als extra ein Gleis mit dazugehörigem Kran an unsere Firma gelegt wurde.“


    Verena Walter-Bockhorn (wb)
    Verena Walter-Bockhorn (wb)

    Freie Journalistin

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