Nichts Genaues weiß man nicht, so flapsig könnte man die derzeitige Situation umschreiben. Stellungnahmen und Sitzungen gab es in den vergangenen Monaten genug. Während zumindest von Seiten der Rodenberger Politik bereits klar grünes Licht für die Variante 4 mit einer Verschwenkung des Knotenpunktes in der Feldmark, abseits vom Baugebiet „Grover Grenze” gegeben wurde, sind die Verantwortlichen in Bad Nenndorf noch in der „Findungsphase”. Eine Bauausschusssitzung im Gymnasium Bad Nenndorf Ende Februar hat ergeben, dass es noch viel Beratungsbedarf gibt. Und das vor dem Hintergrund, das in dieser Sitzung Erich-Karl Smalian von der Bauverwaltung des Landkreises ein Ende der Debatte über die Varianten beim geplanten B 65-Ausbau verkündet hat. Er berief sich dabei unter anderem auf eine Gesprächsrunde im Kreishaus im Januar, bei der die Verantwortlichen aus Rodenberg und Bad Nenndorf anwesend waren und sich ganz offensichtlich für die Variante 4 ausgesprochen haben (wir berichteten darüber).
Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt scheint diese Einigkeit nicht mehr zu bestehen. Auch, weil bei der Umsetzung der Variante 4 nach Aussagen des Landkreises ganz erhebliche Kosten – im Gespräch sind immerhin 3,2 Millionen Euro – auf die Kurstadt zukommen würden. Abzüglich eventueller Kostenbeteiligungen von Land, Landkreis und Samtgemeinde Rodenberg blieben immerhin noch 1,7 Euro zu zahlen. In diesem Betrag wären die von der Stadt Bad Nenndorf allein zu tragenden 800 000 Euro für die Verschwenkung der B 65 in Höhe Geckswinkel zum Erlengrund mit enthalten.
„Der Landkreis ist die zuständige Planungsbehörde”, stellt Stadtdirektor Bernd Reese ausdrücklich fest. Unsicher sei dagegen nach wie vor, welche Kosten tatsächlich auf die Stadt zukommen werden. „Wir brauchen da verlässliche Zahlen. Das wir nicht ganz kostenfrei aus der Sache herauskommen, ist uns allen wohl klar”. Aber die bislang im Raum stehenden hohen Beträge könne man nicht akzeptieren, auch wenn diese erst ab 2010 gezahlt werden müssten. „Der Landkreis hat da auch eine Ausgleichsfunktion zu erfüllen. Uns blieben bei den Summen kaum Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft”, gibt der Verwaltungschef zu verstehen.
Am Ende der Debatte im Bauausschuss stimmte das Gremium dafür dem Verwaltungsausschuss zu empfehlen, 800 000 Euro für die Verschwenkung in Richtung Erlengrund zuzustimmen. Ferner soll geprüft werden, inwieweit die Variante 4 modifiziert werden kann, um die Trassenführung mehr in Richtung der alten B 443 zu verschwenken. Diesen Antrag hat Ratsherr Busse eingebracht. Der SPD-Fraktionssprecher sieht vor allem die Kostenfrage als „Knackpunkt” für eine Entscheidung. Nach der Variante 3 bliebe die Kreuzung Drei Steine weitgehend unberührt von den Ausbaumaßnahmen und so stehen Meinung im Raum, nach der in diesem Fall auf die Stadt keine Kosten aufkommen würden. Dieser Auffassung schließt sich der Landkreis nicht an. Um genau zu klären, welche Marschrichtung die SPD-Fraktion der Stadt Bad Nenndorf in der „Variantenfrage” einnimmt, geht sie am heutigen Sonnabend in Klausur.
Klare Worte findet die FDP für die Diskussion. „Uns ärgert die Sorglosigkeit, mit der CDU und SPD über die Frage hinweg gehen, welche Variante tatsächlich die bessere Lösung für Bad Nenndorf ist”, macht Andreas Fedler deutlich. Nicht allein die Kostenfrage dürfte eine Rolle spielen. „Wir haben kein Interesse an einer Umgehungsstraße für Bad Nenndorf, die der Landkreis uns aufdrückt und die drei Millionen Euro kosten soll. Die historischen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Bad Nenndorf und Rodenberg dürfen nicht zerschnitten werden”. Die Stadt könne sich nur eine „Umsonst-Lösung” leisten, schätzt der FDP-Sprecher. Und wenn die Millionenbeträge auf die Stadt zukommen würden, müsse man sich grundsätzlich die Frage stellen, ob man sich das leisten könne. „Wir haben eine herrliche Autobahn-Anbindung vor der Tür. Wenn die Stadthäger besser an die A 2 angebunden werden möchte, dann sollen die sich auch selbst darum kümmern”, meint Fedler.
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