Die Besucher waren überrascht von der riesigen Ausdehnung des Lagergeländes, von dem die heutige Gedenkstätte nur einen kleinen Teil einnimmt und von den großen Entfernungen zwischen Eisenbahnanlage (Rampe), Lager und dem Sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof. Das Lagergelände war nur ein kleiner Teil eines großen Truppenübungsplatzes, der heute der größte in Westeuropa ist und von allen Nato-Ländern genutzt wird - unter anderem zur Vorbereitung von Soldaten auf den Einsatz im Irak. Während des Rundgangs auf dem Gelände waren ständig Geschützdonner und Detonationen vom umliegenden Übungsplatz zu hören. Viele Besucher beschlich dadurch ein „ungutes Gefühl”.
Besonders eindrucksvoll war der Besuch der „Rampe”, wo sowohl Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge ankamen und von wo aus auch die Soldaten zur Ausbildung an- und abtransportiert wurden. Die Vorstellung, dass in Waggons - wie dem ausgestellten Viehwaggon - 50 oder auch 100 Menschen über Tage ohne jegliche Versorgung unterwegs waren, selbst im eisigen Winter teils in offenen Waggons, ließ doch viele der Teilnehmer erschaudern.
Das im vergangenen Herbst eröffnete Dokumentenhaus beeindruckt mit Fotos und Berichten aus dem Lager - von dem Elend und den unvorstellbaren Zuständen - wie sie im April 1945 bei der Befreiung des Lagers durch britische Truppen vorgefunden wurden. Aber auch die peinlich genaue Buchführung der Lagerverwaltung war dort zu sehen: lange Listen beispielsweise mit Namen der russischen Kriegsgefangenen, dem Dienstgrad, Einheit, Beruf, Todesursache und der Anschrift der Angehörigen.
Die Briten übergaben die Listen dann an Russland. Da Stalin seinen Soldaten verboten hatte, sich in Gefangenschaft zu begeben, galten Heimkehrer und in Gefangenschaft ums Leben gekommene und deren Angehörige als Verräter - diese wurden dann in solche Lager geschickt.
Die Schüler aber auch die erwachsenen Teilnehmer waren sich einig: Was dort zu sehen war, sind Absurditäten eines wahnsinnigen Krieges, einer wahnsinnigen Zeit und viele fragten sich: Haben wir aus der Vergangenheit gelernt, damit so etwas nie, nie wieder passiert?
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