„Wenn man diese Ausbildung abschließt, hat man sehr gute Chancen auf einen feste Anstellung”, erklärte Holger Plötz. Der 29-jährige Plötz absolviert an der Norddeutschen Kältefachschule in Springe eine Ausbildung zum Klima- und Kältetechniker. Früher hatte er in verschiedenen Bereichen gearbeitet, war häufig auch für Zeitarbeitsfirmen tätig. „Ich wollte nicht mehr für 6,50 Euro die Stunde arbeiten”, verwies Plötz auf einen Anreiz für den Entschluss, im Rahmen der Umschulung wieder die Schulbank zu drücken. Sicherlich sei eine Menge Stoff zu bewältigen, immerhin wird die Ausbildung für die Umschüler um ein Drittel gegenüber der regulären Ausbildungszeit verkürzt. „Aber das ist alles machbar. Außerdem ist es interessant, auch mal wieder im Kopf gefordert zu werden”, sagte Holger Plötz.
Im Pressegespräch informierten die Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit Stadthagen Cornelia Kurth und Arbeitsvermittlerin Jana Höbel über die „Initiative zur Flankierung des Strukturwandels”. Diese ermöglicht Arbeitslosen oder unmittelbar von Arbeitslosigkeit bedrohten, einen Berufsabschluss zu erwerben. Die Umschulung richtet sich an Menschen, die keinen anerkannten Berufsabschluss haben oder durch mehr als vierjährige berufsfremde Helfertätigkeit wieder als ungelernt gelten. Mit Holger Plötz und Alicia Hidalgo Lechuga schilderten zwei Umschulungsteilnehmer ihre Erfahrungen. Die 35-jährige Hidalgo Lechuga wird eine Ausbildung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin absolvieren. In Kuba aufgewachsen hatte sie dort ihr Studium abgebrochen, bevor sie nach Deutschland kam. Hier arbeitete sie rund fünf Jahre in einem Hotel in Bad Nenndorf. Als sie ihren Job dort verlor, ergriff sie nach Beratung mit ihrer Arbeitsvermittlerin und nach Abstimmung mit ihrer Familie die Chance, mit der Umschulung einen Neuanfang in einem zukunftsträchtigen Berufsfeld zu starten.
„Wir schulen zielgerichtet auf den Arbeitsmarkt um, orientieren uns dabei in erster Linie am Bedarf der regionalen Wirtschaft”, berichtete Geschäftsstellenleiterin Cornelia Kurth. Vorgesehen ist die Förderung von 110 Umschulungen, davon 60 direkt in Betrieben.
Schwerpunkte bilden die Altenpflege sowie Berufe im Metall- und Elektrobereich. Arbeitsvermittlerin Jana Höbel erläuterte, dass die Teilnehmer im Regelfall eine fachliche und persönliche Eignungsuntersuchung bestehen müssen.
Die Arbeitgeber hätten den Vorteil, dass sie zielstrebige Kräfte gewinnen könnten, die im Test ihre Fähigkeiten nachgewiesen haben. Die Arbeitsagentur wähle „passgenaue Umschüler” aus, die Unternehmen hätten mit der Initiative die Chance, die Fachkräfte von morgen zu rekrutieren. Dass der Fachkräftemangel zu einer immer größeren Herausforderung für die Wirtschaft werde, sei längst zu spüren, fügte Cornelia Kurth hinzu.
Unternehmen, die einen betrieblichen Umschulungsplatz anbieten möchten, sollten sich bei ihrem Ansprechpartner im gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagenturen und der Job-Center oder unter der Service Rufnummer 01801/664466 melden.
Sind die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, erhalten Arbeitslose während der Weiterbildung ihr persönliches Arbeitslosengeld weiter, Fahrkosten, Arbeitskleidung und ähnliche Aufwendungen werden ebenfalls erstattet. Da die Umschulungen auch in Teilzeit zu absolvieren sind, sind sie besonders interessant auch für Berufsrückkehrerinnen.Foto: bb