Während eines kurzen Gesprächs vor Konzertbeginn verriet der Jazz-Künstler, ob er noch immer vor Auftritten aufgeregt sei: „Wenn ich nein sage, ist das gelogen. Wenn ich ja sage, ist das übertrieben.” Seiner Meinung nach gehöre die Aufregung dazu, wobei er in kleineren Räumen aufgeregter sei, als auf großen Bühnen. Schnell berichtete er noch, dass die Besetzung mit André Loos (Kontrabass), Gigi Reinhardt (Rhythmusgitarre), Hono Winterstein, (Rhythmusgitarre) und Brady Winterstein (Sologitarre) erst vor vier Monaten zustande gekommen sei und setzte im nächsten Atemzug noch einen darauf: „Wir proben telefonisch.” Weiss selbst lebt in Berlin, sein Ensemble in Frankreich. Während des fulminanten Auftritts der fünf Ausnahmemusiker war davon nichts zu merken. Jeder Einsatz passte haargenau, die einzelnen Elemente schienen bis auf das kleinste Detail aufeinander abgestimmt gewesen zu sein, die Musik war mitreißend und voller Kraft. Kurz um: Die Freunde des Sinti-Jazz kamen vollends auf ihre Kosten.
Der Clou des Ganzen ist Sologitarrist „Brady”. 16 Jahre ist er jung, feiert in Frankreich bereits große Erfolge und löst bei den deutschen Jazz-Freunden stürmischen Beifall aus. „Der spielt sogar teuflisch in einer Kirche”, erzählte Sinti-Geiger dem Publikum augenzwinkernd. Und dass Weiss nicht zu viel versprochen hat, bewies der junge Sologitarrist sofort. Er faszinierte mit Zupf- und Schlagtechniken, ließ unfassbar flink seine Finger über den Gitarrenhals gleiten und wechselte den Griff mit einer Beweglichkeit, die die Zuschauer zum Staunen brachte. „Der knetet die Gitarre aber auch”, flüsterte eine Frau in der zweiten Reihe. Jubelrufe und begeistertes Klatschen gab es schon zwischendurch, den langanhaltenden Applaus am Ende jeden Stücks. Foto: jl