Mit Best und Wahlbrink hatte die FE-Stiftung zwei Gesprächspartner gegenüber gesetzt, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Wahlbrink, stets darauf bedacht die Daten der Bürger im Bundesland Niedersachsen zu schützen auf der einen und auf der anderen Seite Best. Der hatte für reichlich Furore gesorgt, als er von Google-Street View verpixelte Häuser erneut fotografieren wollte, um das Recht auf Fotografie im öffentlichen Raum zu wahren. „Häuser haben keine Menschenrechte”, sagt Best. Bereits vor hundert Jahren haben sich die Menschen ihr Recht Gebäude und andere öffentliche Dinge zu fotografieren erkämpft. Auch heute gelte diese Regelung noch, darauf wolle er mit seiner Aktion aufmerksam machen. In Internetforen ruft er andere Menschen auf, ihm zu helfen. Mit Erfolg.
Zusammen mit ihnen möchte er die seiner Ansicht nach „juristisch betonierte Welt-Bild Landschaft” ein wenig aufmischen. Und vorallem Aber die Diskussion um Street-View ist ruhiger geworden, da bisher nur Häuser in Großstädten abgelichtet worden sind.
Nach Aussagen Wahlbrinks ist das deshalb so, weil sich Menschen in Mehrfamilienhäusern weniger attackiert fühlen als Besitzer von Eigenheimen. Diese Argumentation brachte Moderator Fischermann auf die Frage, wie man geheime Daten denn überhaupt definiere. In erster Linie ginge es um den Schutz der Privatsphäre, so Wahlbrink. Daraufhin kassierte er von Best kritische Gegenwehr: „Als die Leute beim Online-Anbieter Amazon ihre Buchempfehlungen abgegeben haben, fand das jeder toll. Erst als Street-View aufkam, sei die große Diskussion um Datenschutz vom Zaun gebrochen. Dabei seien diese Ängste mit anderen Verknüpfungen gebunden.
Beispielsweise wenn jemand einen Kredit bei einem Geldinstitut beantragt und der Bankmitarbeiter sich vorher das möglicherweise „verlodderte” Haus des Antragsstellers anschaut und ihm deshalb das Geld verwehrt. Dabei gebe es schon ewig diese Spioniermethoden, unter anderem die Schufa, so Best. Wahlbrink leitete auf die berühmten „Partybilder” über: Gerade Ausbildungssuchende haben es schwer, wenn Arbeitgeber sich auf Seiten wie Facebook rumtreiben und vorher die verlinkten Fotos des Bewerbers checken. Andersherum gebe es auch Arbeitnehmer die regelrechte Legenden um ihre Person spinnen um zu gefallen. Das Internet ist eben ein riesengroßer Spielplatz, wichtig ist aber, nicht zuviel von sich preiszugeben und sich dadurch angreifbar zu machen. Beim Facebook-Profil sollte sich der Nutzer auf wenige persönliche Angaben beschränken und nicht jedes beliebige Foto online stellen. Auch wenn Fremde Fotos verlinken wollen, gibt es virtuell die Möglichkeit vorher gefragt zu werden und es gegebenenfalls abzulehnen.
Die Einführung in die Thematik hielt Grant Hendrik Tonne, Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Er wies daraufhin, dass das Internet Realität ist und Gefahren birgt. „Wir dürfen die Entwicklung nicht stoppen, sondern müssen mehr Aufklärungsarbeit leisten”, sagte Tonne. Trotzdem frage er sich weiterhin, warum man bei einem Facebook-Gewinnspiel, bei dem man Schokolade gewinnen kann, seine Schuhgröße angeben muss. Tonne sei zudem für die Einführung eines Datenausweises für Internetpräsenzen, ähnlich des Energieausweises für Häuser. Von der Friedrich-Ebert-Stiftung vor Ort war Landesbüro Niedersachsen - Referentin Franziska Schröter. Foto: wa