Eine „Notbremse” sei es gewesen, berichtete er jetzt in einem Pressegespräch, in dem er gemeinsam mit Vater Friedrich-Wilhelm die Begleitumstände der Entscheidung erläuterte: Es habe einfach keine Zukunftsperspektive gegeben. Dabei schrieb das Familienunternehmen, das in jetzt vierter Generation als einer der letzten klassischen Stuhlfabriken des Deister-Sünteltals überlebte, bis 2008 nach eigenen Angaben stets „schwarze Zahlen”. Immer wurde modernisiert und neueste Technik investiert. Doch der Niedergang, der bereits viele andere Firmen dieser Art erfasst hatte, machte auch vor den Hülseder Hallentoren nicht Halt. Vor knapp drei Jahren meldete die damalige Kracke Sitzmöbel GmbH Konkurs an. Damals waren 29 Arbeitskräfte betroffen. Nach monatelanger Unsicherheit fand sich ein Investor, der gemeinsam mit den bisherigen Inhabern das deutlich kleinere Unternehmen „Kracke – Die Möbelmanufaktur GmbH” gründete – mit insgesamt 15 verbliebenen Beschäftigten. Trotz gelegentlicher Kurzarbeit sei es danach aufwärts gegangen, berichtete Senior Friedrich-Wilhelm Kracke. Doch ausgerechnet in der Osterwoche 2016 sei es zu einem massiven Auftragseinbruch gekommen, der sich bis heute fortsetzte. Die Folge: Im Mai war die in den vorangegangenen vier Monaten erzielte Rücklage aufgebraucht; Löhne konnten schon nicht mehr gezahlt werden. Vater und Sohn entschieden sich deshalb für den rechtzeitigen Gang zum Amtsgericht: „Spätestens im Juli hätte uns die Zahlungsunfähigkeit gedroht.” So aber gibt es weder Bankverbindlichkeiten noch Schulden bei Lieferanten. Nur gegenüber den Mitarbeitern stand das Unternehmen in der Kreide: Doch diese haben bis maximal drei Monate Anspruch auf Insolvenzausfallgeld – eben bis zum 31. Juli. Warum trotz des verheißungsvollen Neustarts nunmehr das Ende unausweichlich ist, begründet Thomas Kracke vor allem mit dem Preisdruck auf dem Möbelsektor. Billigware und sich unterbietende Konkurrenz großer Handelskonzerne lasse qualitativ hochwertigen Produkten keinen Spielraum: „Für ‚karierte Maiglöckchen‘, wie wir sie nach Kundenwünschen produzieren konnten, ist eben auf dem Markt kein Platz.” Deshalb werden voraussichtlich ab 1. August die Maschinen in den Kracke-Hallen ruhen. Allerdings sollen die bisherigen Stuhlprogramme samt Katalogen und Verkaufsunterlagen und sogar das Manufaktur-Logo ausgelagert werden. Derzeit laufen Verhandlungen mit einem geeigneten Produzenten, der die sich öffnende Nische abdeckt. Denn der Name Kracke hat in Fachkreisen und Fachgeschäften weiterhin einen guten Klang. Die dortigen Signale sprechen für die sich jetzt anbahnende Lösung. Allerdings dürfte diese kaum eine Perspektive für die Belegschaft sein. Die meisten von ihnen werden sich neu zu orientieren haben. Das sieht auch Geschäftsführer Thomas Kracke für die eigene Zukunft so. Einen neuen Job werde der Diplomingenieur für Holztechnik wohl nicht mehr in der Stuhlbranche suchen. Senior Friedrich-Wilhelm Kracke ist ohnehin seit dem ersten Konkurs nur noch in beratender Funktion tätig. Der Mindener Insolvenzverwalter Sascha Bibiha bestätigte auf Anfrage die beschriebene Situation: „Die Auftragslage war erbärmlich.” Deshalb seien „offene und ehrliche Entscheidungen getroffen worden: „Die Krackes waren gut beraten und haben rechtzeitig die Hand aufs Herz gelegt.” Werde die Ertragslage nicht mehr erreicht, müsse man sich den Dingen stellen. Auch Betriebsratsvorsitzender Heinz Röttger nickt zu den bisherigen Schritten der Unternehmensleitung: „Wir halten durch bis zum letzten Tag”, verspricht er für die Belegschaft, von denen die meisten aus Hülsede und der näheren Umgebung stammen. Auch er verweist auf den Preiskampf der Möbeldiscounter: „Man muss sich doch nur die Prospekte ansehen.” Der Niedergang der „Möbelmanufaktur” hat auch Auswirkungen auf die Friedrich Kracke KG, der die Immobilien und Maschinen gehören. Letztere sollen veräußert werden, um die noch bestehenden Verbindlichkeiten zu finanzieren. Die freiwerdende Betriebsfläche von 4900 Quadratmetern soll ebenso vermietet werden wie bereits jetzt schon erste Hallenbereiche. Foto: al