Doch nicht nur in Schaumburg ist dies zu beobachten. In ganz Norddeutschland steht das Wasser auf den teilweise abgeernteten Feldern. Einige Felder hingegen konnten aufgrund der Nässe gar nicht erst abgeerntet werden. Der erhöhte Niederschlag hat in diesem Jahr deutliche Spuren hinterlassen. Ein Problem, dessen die Landwirte kaum Herr werden können. Sie kämpfen mit Ernteausfällen. Zudem wissen etliche Bauern nicht mehr, wo sie die angestaute Gülle ihrer Tiere lagern sollen. Beim Landvolk Weserbergland ist die Rede von einer „Ausnahmesituation”. Der stellvertretende Vorsitzender des Landvolkes, Achim Pohl, schildert die Lage eindringlich: „Vom 1. November bis zum 31. Januar gilt ein striktes Ausfuhrverbot für Gülle. Nun hatten wir in diesem Sommer und auch Herbst so viele nasse Tage, wie kaum zuvor. Große Mengen an Gülle konnten vor der Zeit des Ausfuhrverbots nicht auf die Felder gebracht werden. Monatelang schon können die Bauern nur zusehen, wie ihre Felder im Wasser versinken.” Die Felder waren und sind dermaßen aufgeweicht, dass es unmöglich ist, sie mit den großen Maschinen zu befahren und zu düngen. Sie würden schlichtweg im Morast versinken. Die Gülle bleibt da, wo sie ist: In ihren Lagerbehältnissen. Das bringt den Bauern ein bisher noch nie dagewesenes Platzproblem ein. Wohin also mit der Gülle? Dirk Hasse, Geschäftsführer von „Hasse Agrar” in Heeßen, beschreibt die Situation als „aktuell brenzlig”. „Erst vor einigen Tagen ist vom Landwirtschaftsministerium ein Sondererlass beschlossen worden. Danach dürfen Landwirte auf Antrag und mit Nachweis, dass sie die Gülle, salopp gesagt, nicht noch bei dem Nachbarn mit unterbringen können, auf bereits bestellte Felder bringen.” In Schleswig Holstein schaufeln einige Bauern derzeit mit dem Bagger riesige Gruben in den Boden, die sie dann mit Folie auslegen und mit der Gülle befüllen. Unter keinen Umständen dürfe die Gülle in den Boden sickern. Das alles ist vorübergehend und selbstverständlich nur auf Antrag erlaubt. Seit dem 1. Juli ist die neue Düngeverordnung der Bundesregierung in Kraft getreten. Die Landwirte dürfen ihre Felder nicht mehr so stark düngen wie bisher. Das Ziel sei es, die im Boden erhöhten Nitratwerte längerfristig zu senken. „Diese neue Regelung und der durch die Nässe auf den Feldern geschuldete „Ausfuhrstopp” der Gülle stellt die Landwirte vor ein echtes Problem. Langfristig muss hier, natürlich auch vor dem Hintergrund des Klimawandels, eine andere Lösung gefunden werden”, sagt Achim Pohl. Selbst die Biogasanlagen könnten keine Gülle mehr aufnehmen. Sie seien durch den vermehrten Regen schon an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt. Das Einzige, das den Landwirten jetzt helfen würde: Frost. „Wenn es in der nächsten Zeit lang genug friert, können die Felder mit den Maschinen befahren werden. Danach müsste es optimalerweise aber auch wieder tauen, damit der Boden die Gülle aufnehmen kann”, erklärt Pohl. Foto: privat