Die Innenstadt im Fokus | Schaumburger Wochenblatt

Die Innenstadt im Fokus

Auf dem Abteihügel: Viele interessierte Besucher verfolgen die Veranstaltung der Werbegemeinschaft. (Foto: tau)
Auf dem Abteihügel: Viele interessierte Besucher verfolgen die Veranstaltung der Werbegemeinschaft. (Foto: tau)
Auf dem Abteihügel: Viele interessierte Besucher verfolgen die Veranstaltung der Werbegemeinschaft. (Foto: tau)
Auf dem Abteihügel: Viele interessierte Besucher verfolgen die Veranstaltung der Werbegemeinschaft. (Foto: tau)
Auf dem Abteihügel: Viele interessierte Besucher verfolgen die Veranstaltung der Werbegemeinschaft. (Foto: tau)

Die Werbegemeinschaft hat am Donnerstagabend zu einer Diskussion geladen. Thema war die geplante Innenstadtsanierung mit Hilfe der Städtebauförderung. Hunderte Bürgerinnen und Bürger kamen. Das Vorhaben bewegt und polarisiert viele. Wegen der sommerlichen Temperaturen und des erwarteten Andrangs wurde die Veranstaltung kurzerhand ins Freie auf den Abteihügel verlegt.

Nach den einleitenden Worten von Bernd Heidorn, dem Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, und Bürgermeister Carsten Piellusch entwickelte sich eine lebhafte und konstruktive Diskussion. Heidorn brachte die Skepsis vieler Geschäftsleute und Anwohner zum Ausdruck und stellte die Frage, warum die Fußgängerzone überhaupt saniert werden müsse. Piellusch antwortete mit klaren Fakten: Eine Kanaluntersuchung habe erhebliche Schäden im Abwassersystem zutage gefördert. Diese gefährden langfristig die Entwässerung und könnten zu Folgeschäden an Straßen, Gebäuden und Infrastruktur führen. Unabhängig von der Städtebauförderung sei die Stadt daher sowieso zum Handeln gezwungen. Vertreter der Werbegemeinschaft hätten sich gewünscht, genauere Informationen darüber schon früher zu erhalten. Entsprechende Nachfragen blieben bislang aber erfolglos.

Gleichzeitig eröffne das Programm, um das sich die Stadt erfolgreich beworben hatte, laut Piellusch eine große Chance zur Neugestaltung der Innenstadt. Gerade die Städtebauförderung sei ein Instrument, welches auch vom Handelsverband HDE als wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung lebendiger und attraktiver Innenstädte begrüßt werde, betonte Piellusch. Allerdings erklärt der Verband auch, dass Maßnahmen mit Blick auf die Bedürfnisse von Handel, Bevölkerung und Stadtgestaltung sinnvoll umgesetzt werden sollen. Das deckt sich wiederum mit dem Ansatz der Werbegemeinschaft: ”Verändern, wo es nötig ist – bewahren, was sich bewährt hat.”

Die Stadt hat in dieser Woche ein neues Informationsangebot auf ihrer Website veröffentlicht, das zentrale Fragen rund um das Vorhaben beantwortet: FAQ zur Innenstadtsanierung heißt es. Parallel dazu kündigte die SPD-Stadtratsfraktion mit Unterstützung des Gruppenpartners CDU die Bildung eines dauerhaften Arbeitskreises an (wir berichteten), um mehr Beteiligung der Öffentlichkeit zu ermöglichen. Manche wollten darin bereits ein Wahlkampfmanöver erkennen.

Der Bürgermeister erinnerte daran, dass die Fußgängerzone in ihrer heutigen Form vor über 40 Jahren eröffnet wurde. Die Anforderungen und Wünsche der Bevölkerung hätten sich seither stark verändert. Themen wie Barrierefreiheit, Klimaanpassung und die Attraktivität für jüngere Generationen stünden heute im Vordergrund und würden auch als Wünsche an die Stadtverwaltung herangetragen. Piellusch verwies zudem auf ein Gutachten, das die Werbegemeinschaft selbst in Auftrag gegeben hatte und das unter anderem feststellte, dass es der Innenstadt an jungen Besuchern fehle.

Als Piellusch ankündigte, mit der Sanierung auch mehr Grün in die Innenstadt bringen zu wollen, gab es vereinzeltes Gelächter im Publikum. Hintergrund sind jüngere Projekte wie der Barneplatz, der Barnekreisverkehr oder der Strandterrassenplatz in Steinhude, die vor allem durch einen hohen Grad an Flächenversiegelung auffallen. Der Bürgermeister musste sich daher einiges an Kritik anhören: Eine Teilnehmerin forderte in ihrem Wortbeitrag sogar eine Entschuldigung für das „Desaster in der Barne“. Piellusch zeigte Verständnis für die Sorgen, betonte aber, dass die geplante Innenstadtsanierung ausdrücklich auch die Entsiegelung von Flächen vorsehe. Er warb dafür, die Ergebnisse des freiraumplanerischen Wettbewerbs abzuwarten, um dann über konkrete Vorschläge diskutieren zu können. Die öffentliche Vorstellung der Wettbewerbsergebnisse ist für Ende 2025 geplant, eine Infoveranstaltung soll am 5. November stattfinden.

Auf die Frage, wie Bürger und Betroffene konkret Einfluss nehmen könnten, blieb Piellusch allerdings vage. Es werde Möglichkeiten der Anhörung geben, sagte er. Das überzeugte das Publikum nicht. Das Preisgericht, das die eingereichten Architektenentwürfe bewerten soll, folge vor allem formalen Kriterien, wie der Vertreter des mit dem Wettbewerb beauftragen Planungsbüros BPW, Frank Schlegelmilch, erklärte. Am Ende gebe es bei solchen Verfahren aber immer einen Konsens. Er zeigte sich von der Diskussion auch nicht überrascht. Ähnliche Debatten gebe es in vielen Städten, die vergleichbare Projekte bereits umgesetzt hätten. Er empfahl, nach den Erfahrungen in anderen Kommunen zu fragen und gegebenenfalls Exkursionen dorthin zu unternehmen, um sich die Ergebnisse anzuschauen und auch über das Baustellenmanagement zu informieren, das die Stadt in ihren FAQs ebenfalls ankündigt.

Das klang nach vielen positiven Beispielen gelungener Städtebauförderung. In Wunstorf ist es bis dahin noch ein langer Weg, so scheint es, denn in vielen Wortbeiträgen wurde nicht nur eine skeptische Grundhaltung deutlich, sondern auch, dass die Fußgängerzone mit ihrer besonderen Pflasterung und Gestaltung als der Inbegriff von Heimat verstanden werde und große Veränderungen mitunter nur schwer verdaulich seien. Vom Wohnzimmer und der guten Stube sprach aber auch der Bürgermeister. Insofern gibt es einen Grundkonsens über das, was die Fußgängerzone auch in Zukunft sein soll.

In einer der kommenden Ausgaben des Wunstorfer Stadtanzeigers lesen Sie mehr über die Veranstaltung der Werbegemeinschaft.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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