Die unendliche Geschichte | Schaumburger Wochenblatt

Die unendliche Geschichte

Die Schlammdicken 2019: Deutlich zu sehen die Verschlammung vor der Moorhütte und den Deipen. (Foto: privat)
Die Schlammdicken 2019: Deutlich zu sehen die Verschlammung vor der Moorhütte und den Deipen. (Foto: privat)
Die Schlammdicken 2019: Deutlich zu sehen die Verschlammung vor der Moorhütte und den Deipen. (Foto: privat)
Die Schlammdicken 2019: Deutlich zu sehen die Verschlammung vor der Moorhütte und den Deipen. (Foto: privat)
Die Schlammdicken 2019: Deutlich zu sehen die Verschlammung vor der Moorhütte und den Deipen. (Foto: privat)

Nach Erkenntnissen der Niedersächsischen Landesbetriebe für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN ) ist das Steinhuder Meer ein mit Nährstoffen angereicherter Flachsee, der schon bei leichtem Wind stetig durchmischt wird. Die Licht- und Nährstoffausnutzung und damit die Produktivität ist somit relativ hoch, was zu einer hohen Schlammneubildungsrate führt.

Volumen der Entschlammung

2019 fand eine Tiefenmessung statt, so dass der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) aktuell davon ausgeht, dass das Gesamtwasservolumen etwa 40 Mio. m³ und das Schlammvolumen etwa 14 Mio. m³ beträgt. Davon liegen ca. 170.000 m³ bis 180.000 m³ punktuell abgelagert in Hafen- und Stegbereichen. Für die jährliche Schlammbildungsrate wird ein Volumen von 30.000 bis 40.000 m³ angenommen. Neben Maßnahmen zur Reduktion der Schlammneubildung wird seit 1980 am Steinhuder Meer auch entschlammt. Ca. 100.000 m³ Schlamm wurden in den 1980er Jahren entnommen und auf landwirtschaftliche Flächen gebracht, wie Dr. Conrad Ludwig (ArL) auf Nachfrage dieser Zeitung mitgeteilt hat.

Damals waren die abfallrechtlichen Rahmenbedingungen noch moderater, wie er weiter erläutert. Insgesamt 28.000 m³ wurden Anfang der 1990er Jahre in zwei Abschnitten innerhalb des Sees umgespült. Ende der 1990er Jahre wurde der Polder in Mardorf – zwischenzeitlich zurückgebaut – einmalig mit ca. 70.000 m³ Schlamm bespült. In der Folgezeit wurde der Polder in Großenheidorn (2000/2001) und der in Mardorf-Kolkdobben (2004) errichtet. Letzterer wird gerade erweitert. Insgesamt wurden die beiden Polder seit 2001 mit ca. 850.000 m³ Schlamm – inklusive der derzeitig laufenden Entnahme – bespült. Je Entschlammung variiert das Volumen zwischen ca. 50.000 bis 100.000 m³, abhängig unter anderem vom Entschlammungsort, den verfügbaren Haushaltsmitteln und dem Polderaufnahmevolumen.

Verschlammte Deipen

Der Verein zum Erhalt des Steinhuder Meeres (VESM) plädiert dagegen für eine Entschlammung der Deipen zur Wiederherstellung der natürlichen Strömung. In einer Stellungnahme, die dieser Zeitung vorliegt, schildert der Vorsitzende Ernst Greten die Funktion der Deipen bevor diese in den 1990er Jahren verschlammten. Nach seinen Schilderungen sorgten die Deipen - eine drei Meter tiefe Rinne - bis dahin dafür, dass es im Kerngebiet des Meeres kaum Verschlammungen gab. „Wenn der Weststurm den aufgewirbelten Schlamm nach Osten trieb, konnte dieser in der Tiefe entgegen der Oberströmung nach Westen gelangen, wo er sich absetzte“, so Ernst Greten. Folglich verlandete das Meer von Westen, während sich heute mitten im Kernbereich und an allen Ufern Schlamminseln gleichzeitig bilden.

„Die Nutzung des Meeres wird in wenigen Jahren in gewohnter Weise nicht mehr möglich sein“, so Greten. Zwar begrüßt der VESM die Maßnahmen zur Reduzierung der Phosphateinträge ebenso wie die Entschlammungen, sieht darin aber keine Lösung des Problems, da der Schlamm schon in riesigen Mengen da ist. „Wenn die natürliche Strömung nicht wieder hergestellt wird, wird das Meer dramatisch schnell verlanden“, so Greten und fordert die Entnahme von 5 Mio. m³ Schlamm – vorzugsweise aus den Deipen. Eine Maßnahme, die von den offiziellen Stellen aus Kostengründen und fehlenden Lagerkapazitäten aktuell abgelehnt wird.

Seeentwicklungsplan

Der VESM plädiert allerdings für eine Lagerung in abgetorften Bereichen, was von offizieller Stelle aus Naturschutzgründen abgelehnt wird. Aktuell wird seitens von NLWKN, ArL und der Region Hannover ein Seenentwicklungsplan mit dem Ziel erarbeitet, die unterschiedlichen Nutzungsinteressen in Einklang zubringen, das Steinuder Meer zu erhalten und nachhaltig zu nutzen.


Verena Walter-Bockhorn (wb)
Verena Walter-Bockhorn (wb)

Freie Journalistin

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