Der Wilhelmstein ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel sondern auch der letzte Standort eines Hydrokopters, der seit 1999 auf dem zugefrorenen Steinhuder Meer zu Rettungszwecken im Einsatz war. 1979/80 wurde er von dem Steinhuder Klaus Menßen im Rahmen der ersten deutschen Antarktis-Expedition nach 1945 sogar auf seine Verwendbarkeit im antarktischen Eis getestet.
Notwendig wurde diese Expedition aufgrund des Beitrittswunsches der Bundesrepublik Deutschland zum internationalen Antarktisvertrag. Voraussetzung war ein Institut für Polarforschung, ein Forschungsschiff und eine Polarstation in der Antarktis. Im arktischen Sommer 1979/80 brach unter der Leitung des Geophysikers Dr. Heinz Kohnen aus Münster eine Forschungscrew an Bord des norwegischen Eisbrechers „Polarsirkel“ in die Antarktis auf, um einen geeigneten Standort für eine Polarstation zu finden und einen Hydrokopter zu testen.
Da musste man schon Pioniergeist haben, so die damaligen Teilnehmer, von denen sich einige auf Initiative von Menßen kürzlich in Steinhude getroffen haben. Die Antarktis war für alle damals Neuland. Mangels Internet, PC und Handy ging man 1979 noch ganz konservativ zwecks Vorbereitung in die Bibliothek, wo es nicht viel gab. Der Journalist und Fotograf Tobias Heldt testete seine Fotokamera auf Tauglichkeit bei Minusgraden im Gefrierschrank. Ausprobierte Handschuhe waren vor Ort passé, da die Hände in den Hosentaschen besser aufgehoben waren.
Vor Ort gab es pappigen Schnee bei Temperaturen über Null und Tage mit Minus 30 Grad bei strahlendem Sonnenschein und praktisch keinen Wechsel zwischen Tag und Nacht. Bei heller und geschlossener Wolkendecke gab es aufgrund der Reflexion Ortungsprobleme, so Helikopterpilot Peter Westermann. Meistens flog man auf Sicht. Menßen berichtet, dass die im Schelfeis mit dem Hydrokopter durchgeführten Fahrversuche ohne nennenswerten Erfolg blieben. Aufgrund von Eisbergdriftungen eignete er sich auch nicht als Transportfahrzeug für marin-glaziologische Arbeiten. Geodäsie-Glaziologe Horst Gerdau erinnert daran, dass er das Fließen des Eises vor Ort erforscht und die Schelfeiskante vermessen hat. Wichtige Arbeiten für die Standortbestimmung der späteren Forschungsstation. In Frage kamen schließlich zwei Standorte. Einmal auf dem Filchner/Ronne Schelfeis und am nördlichen Ausgang der Weddell-See in der Nähe der Atkabucht.
Mit Wehmut blicken alle auf diese erste Expedition zurück. Keinen hat die Antarktis jemals wieder losgelassen. Im Nachhinein bezeichnen sie ihre damals geleistete Arbeit als Grundlagenforschung, die durchaus erfolgreich war. 1981 wurde die erste ganzjährige deutsche Forschungsstation auf dem Ekström-Schelfeis gegründet. Im selben Jahr wurde die Bundesrepublik in den Kreis der Antarktis-Vertragsstaaten aufgenommen. 1982 folgte auf dem Ronne Schelfeis in der Weddel-See die Sommerstation „Filchner“.