Die Gewerkschaft IG Bau Niedersachsen-Mitte betont, dass es dringend nötig sei, im Bereich des Wohnbaus „überzogene Standards“ zu senken. Mit einer solchen Entbürokratisierung und Verringerung der Baukosten lasse sich der Wohnungsbau erheblich ankurbeln.
„Es muss jetzt einen ‚Aufschwung Wohnen‘ geben. Und davon müssen auch der Kreis Schaumburg und Niedersachsen profitieren“, erklärte die IG BAU-Bezirksvorsitzende, Stephanie Wlodarski. Notwendig seien vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen.
Im Landkreis Schaumburg sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Gewerkschaft 303 Wohnungen neu gebaut worden, 119 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Insgesamt lagen die veranschlagten Bauwerkskosten für alle Wohngebäude, die 2024 im Landkreis Schaumburg neu entstanden sind, bei rund 51,7 Millionen Euro, so die IG BAU. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis).
„Jede Wohnung mehr zählt. Es gibt aber auf jeden Fall ‚Luft nach oben‘: Auch der Kreis Schaumburg braucht eine Neubau-Offensive. Ebenso mehr Sanierungen. Vor allem fürs seniorengerechte Wohnen“, so Stephanie Wlodarski.
Die Vorsitzende der IG BAU Niedersachsen-Mitte macht deutlich, dass dazu allerdings bei den Kosten „viel passieren“ müsse: „Es wird nur dann mehr gebaut, wenn einfacher und damit günstiger gebaut wird“, sagt Wlodarski. Immerhin sei es machbar, die reinen Baukosten um ein Viertel bis zu einem Drittel zu senken. Das sei das Ergebnis einer aktuellen Wohnungsbau-Studie vom staatlichen Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel), so die IG BAU Niedersachsen-Mitte.
Eine Reihe von Standards und DIN-Normen sei übertrieben und führe zu hohen Baukosten. Konkret gehe es zum Beispiel um geringere Stärken bei Decken und Außenwänden. „Damit lässt sich schon Geld sparen. Aber auch Baustoffe und damit Energie, Ressourcen und CO2. Entscheidender Kostentreiber ist allerdings die Technik – also Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Von der Haustechnik bis zur Einbauküche gilt: weniger High-End-Produkte. Das macht das Wohnen am Ende wesentlich günstiger“, sagt Wlodarski.
Außerdem ließen sich durch weniger Pkw-Stellplätze und erst recht durch den Verzicht auf Tiefgaragenplätze enorm Kosten sparen. Die ARGE-Studie warne bei der Analyse der Neubaukosten auch davor, beim Lärm- und Klimaschutz zu überziehen: „Ein Beispiel sind dreifach verglaste Fenster. Die müssen nicht sein“, so Stephanie Wlodarski.
Es sei heute möglich, in guter Qualität deutlich günstiger zu bauen, so die Gewerkschaft in einer Pressemeldung. Außerdem spare auch der Staat Geld, wenn er die Bauvorschriften herunterfahre: „Sinken die Baukosten, dann sinkt auch die Förderung, die der Staat aufbringen muss, damit überhaupt gebaut wird. So lassen sich unterm Strich mehr Sozialwohnungen und mehr bezahlbare Wohnungen fördern und damit neu bauen“, so die Vorsitzende der IG BAU Niedersachsen-Mitte.
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