Entschlammung der Deipen | Schaumburger Wochenblatt

Entschlammung der Deipen

Der Blick aufs Meer: Doch auch die Vorgänge unter der Wasseroberfläche sind interessant. (Foto: wb)
Der Blick aufs Meer: Doch auch die Vorgänge unter der Wasseroberfläche sind interessant. (Foto: wb)
Der Blick aufs Meer: Doch auch die Vorgänge unter der Wasseroberfläche sind interessant. (Foto: wb)
Der Blick aufs Meer: Doch auch die Vorgänge unter der Wasseroberfläche sind interessant. (Foto: wb)
Der Blick aufs Meer: Doch auch die Vorgänge unter der Wasseroberfläche sind interessant. (Foto: wb)

Seit Jahren wird das Steinhuder Meer entschlammt, der entnommene Schlamm (Mudde) in Poldern gelagert. Sinn und Zweck der Aktion ist es, einen gewissen Status quo am Steinhuder Meer zu erhalten. Der Verein zum Erhalt des Steinhuder Meeres, fordert unter dem Vorsitz von Ernst Greten dagegen die Entschlammung der Deipen und stützt sich dabei auf das erst vor Kurzem entstandene Gutachten von Hansjörg Küster, das dieser Zeitung vorliegt.

Verlandung

In seiner mehrseitigen Untersuchung mit dem Titel „Die Entwicklung des Steinhuder Meeres: gestern, heute, morgen“ stellt Küster einige Aspekte am Steinhuder Meer fest, die durchaus ungewöhnlich sind. Da ist zum einen die geringe Tiefe, dann die Tatsache, dass das Gewässer nicht verlandet ist und dann sind da noch die Deipen – die tiefste Stelle im Meer. Sie sind mutmaßlich in einem Fließgewässer entstanden, dass das Becken des Steinhuder Meeres einst durchquerte.

Andere mit dem Steinhuder Meer vergleichbare Gebiete wie das Bissendorfer Moor oder das Trunnenmoor sind längst verlandet. Es ist anzunehmen, dass das Steinhuder Meer bei ungestörter Sedimentation – Schlammbildung – bald wie das Bissendorfer Moor aussehen könnte. Bisher ist das Steinhuder Meer aber nur an den Rändern – vor allem im Osten – verlandet.

Funktion der Deipen

In den Jahrtausenden der Existenz des Steinhuder Meeres ist es zu einer nennenswerten Sedimentablagerung im Bereich der Deipen gekommen. Die Strömung war in diesem Bereich immer so ausreichend gewesen, dass der Schlamm – bzw. die Treibmudde – in Bewegung gehalten werden konnte. Außerdem sorgte die Zirkulation im Wasserkörper des Meeres dafür, dass die Mudde stets aus dem zentralen Bereich des Meeres entfernt und an das West- und Ostufer getrieben wurde. Wind und Strömung sorgten sowohl für den Eintrag von Sauerstoff in tiefere Wasserschichten als auch für die Umwälzung der organischen Treibmudde, so dass Bakterien die organischen Reste im Schlamm zersetzen konnten. Heute sind die Deipen verschlammt und können somit ihre Funktion nicht mehr wahrnehmen.

Deipen als Deponie genutzt ?

Küster kommt in seinem Gutachten zu dem Schluss, dass bei einer Entschlammungsaktion im Steinhuder Meer Mudde im Bereich der Deipen deponiert wurde. Und das mit möglicherweise fatalen Folgen für das Meer. Die Muddemenge wurde so im Bereich der Deipen zu groß, um noch in Bewegung gehalten zu werden. Außerdem stellt er die These auf, dass die Deipen möglicherweise plombiert wurden, was die Strömungen im Steinhuder Meer in der üblichen Form zusammenbrechen ließ. Dadurch kam weniger Sauerstoff in den Wasserkörper, was wiederum den Abbauprozess organischer Substanzen verlangsamte. Folglich würde das Steinhuder Meer in absehbarer Zeit verlanden.

Hilfsmaßnahmen

Folgt man dem Gutachten, so kann nur die Entschlammung der Deipen das Steinhuder Meer vor einer Verlandung retten. Damit würde dann der natürliche Zirkulationsprozess – wie bereits beschrieben – wiederhergestellt werden. Eigentümer des Steinhuder Meeres ist das Land Niedersachsen. Eine Entschlammung dieser Größenordnung müssten die zuständigen Behörden wie Seenkompetenzzentrum oder Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser in Auftrag geben. Beide wurden um eine entsprechende Stellungnahme gebeten, die in Kürze vorliegen wird.


Verena Walter-Bockhorn (wb)
Verena Walter-Bockhorn (wb)

Freie Journalistin

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